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Alfa Mist im Interview: Das Leben, das Universum und der ganze Mist

Alfa Mist Pressefoto 2023
(Foto: Kay Ibrahim)

Der britische Musiker, Rapper und Produzent Alfa Mist ist mit seinem entspannten Sound bekannt geworden. Doch auf seinem neuen Album geht es um die ganz großen Fragen.

Alfa, warum hast du dein Album „Variables“ gennant? Willst du Ed Sheeran Konkurrenz machen?

Alfa Mist: Bei „Variables“ geht es um die unendlich vielen Möglichkeiten, die existieren. Um heute hier zu sitzen, musste ich bestimmte Entscheidungen treffen, vielleicht schon von klein auf, an bestimmten Orten sein und bestimmte Dinge lernen. Ich finde die Frage sehr interessant: Wenn ich mich anders entschieden hätte, wäre ich dann ganz woanders gelandet? Oder war es immer vorherbestimmt, dass ich hier sein werde?

Wie bringt man so ein Konzept rüber, wenn die meisten Songs ohne Lyrics auskommen?

Mist: Das Album hat zehn Tracks, und jeder einzelne davon könnte sein eigenes Album sein. Es sind zehn Optionen, die ich hatte, zehn Richtungen, die ich aber alle auf eine Platte gepackt habe, weil sie alle Teil von mir sind. Das spiegelt das Konzept auf der musikalischen Seite.

In dem Song „Borderline“ rappst du: „Three options: music, sport or crime“. Da geht es um genau diese Idee, oder?

Mist: So habe ich gedacht, als ich jünger war, mit 13 oder 14. Alle erfolgreichen Schwarzen Menschen, die es in meinem Umfeld gab, waren entweder Musiker, Fußballer oder Verbrecher. Ich kannte keinen erfolgreichen Schwarzen Anwalt oder so. Wo ich herkomme, war es der größtmögliche Ehrgeiz, in eine dieser drei Kategorien zu landen. Natürlich gibt es im Leben viel mehr, aber so, wie das System strukturiert ist, konnte ich das damals noch nicht wissen.

Apropos Zufall versus Schicksal: Viele Fans haben dich über YouTube gefunden, weil der Algorithmus ihnen dein Debütalbum „Antiphon“ empfohlen hat – ich selbst auch. Wie stehst du heute zu der Plattform?

Mist: Ich nutze YouTube noch immer, um neue Musik zu entdecken. Vor allem gibt es sehr viele seltene Platten, die Leute digitalisiert und hochgeladen haben. Aber es gibt keine Kontrolle, alles passiert einfach. Das „Antiphon“-Video war nicht einmal auf meinem Kanal, ich hatte keine Ahnung, was da abgeht. Deshalb kannst du es auch nicht planen oder wiederholen. Egal, wie sehr sich Labels anstrengen, etwas viral gehen zu lassen, zum Beispiel auf TikTok – die größten Hits sind immer Videos, die es gar nicht darauf anlegen.

Ist das auch deine Antwort auf die Frage, ob alles vorherbestimmt ist?

Mist: Meine Antwort ist sehr simpel: Alles ist Chaos. Jederzeit kann alles passieren, und alle sind zu allem fähig. Du musst selbst entscheiden, was du damit anfängst. Es ist weder gut noch schlecht, sondern einfach Fakt. Manchen Leuten macht diese Vorstellung Angst, aber ich finde sie befreiend.

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