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Anthony Rother

„Die Maschinen gehorchen mir. Und ich gehorche den Maschinen“. Der 27jährige Elektromusiker aus Bad Nauheim macht mit ihnen Musik und auf seinem neuen Album „Simulationszeitalter“ zum Thema.

_ulysses: In Deinem Stück „Databank“ gehst Du mit den Errungenschaften der modernen Technik hart ins Gericht: „Nicht alles davon ist schlecht, aber einiges dient dem Bösen…“ Klingt ein bisschen nach Akte X und Verschwörungstheorie. Wie ernst ist Dir mit Deinen Botschaften?

Anthony Rother: Ich benutze bewusst diese Sciene-Fiction-Anleihen dieses herumspinnen, was in der Zukunft im schlimmsten Falle möglich sein könnte um beim Zuhörer positive Gedanken zu wecken, sich im Jetzt der Sache anzunehmen zu überlegen, wie verändert die Technik mein Leben, was kann ich tun, damit Natur und Technik im Einklang existieren. Im Moment läuft das alles sehr Zerstörerisch ab, und das muss nicht sein. Technik kann ganz cool sein.

_ulysses: Es wäre ja eigentlich konsequent, dass Du dann Natur und Technik auch in Deiner Musik zusammenbringen würdest. Also elektronische Musik gepaart mit natürlichen Instrumenten.

Anthony Rother: Mir gefällt einfach die Ästhetik, die Form von elektronischer Musik. Das hat nichts mit dem Inhalt zu tun, sondern einfach nur mit den Mitteln, mit denen ich arbeite.

_ulysses: Wie technisch begabt bis Du selbst? Anthony Rother: Den Videorecorder bekomme ich programmiert, beim Reparieren würde es allerdings hapern (lacht). Ich denke, ich habe ein gutes technisches Verständnis, auch was die Programmierung von Computern betrifft. Wenn mir=20ein Gerät gefällt, dann arbeite ich mich auch in die Bedienung hinein auch ohne einen schulischen Background dazu zu haben. Mein Motor ist die Lust Dinge zu verwirklichen.

_ulysses: Man kommt nicht umhin, dich in Verbindung zu Kraftwerk zu bringen. Nervt es dich, als Epigone und Erbe zu gelten?

Anthony Rother: Wenn man die Dinge so sieht, wie sie sind, wird man sehr bald merken, dass das eine mit dem anderen kaum etwas zu tun hat, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint. Oberflächlich gesehen gibt es zwar Parallelitäten, wenn man sich aber die Mühe macht tiefer in die Materie einzutauchen, wird man erkennen, dass das zwei grundverschiedene Sachen sind.

_ulysses: Wie würdest Du selbst denn die Unterschiede definieren?

Anthony Rother: Das ist so komplex, das geht gar nicht. Das muss jeder für sich selbst darin finden.

_ulysses: Techno ist derzeit eher ein auslaufendes Modell. Was wird die Tanzszene in den nächste Jahren prägen? Eletrco, Drum & Bass?

Anthony Rother: Eine schwierige Frage. Im Moment ist das Endstadium der Vielfalt erreicht. Es gibt so viele verschiedene arten von Musik, so viele unterschiedliche Gruppierungen und Abspaltungen. Jeder und jedes hat seine Existenzberechtigung, aber inzwischen ist dies alles ungemein unübersichtlich geworden. Damit mischt sich die Musik untereinander immer mehr, aber es wird vorläufig wohl keine konzentrierte Richtung geben.

_ulysses: Wie erklärt Du Dir das Revival der Elektro Music? Anthony Rother: Der gro=DFe Boom war ja schon 1998. Das gro=DFe Problem ist, dass die Medien Electro immer als Retro Electro darstellen und das hat immer den Beigeschmack, dass diese Musik immer als eine Musik der Vergangenheit bekommt. Besser wäre die Schere zu nehmen und Electro von diesem Background abzunabeln und als etwas Neues, Eigenständiges zu begreifen. Als eine Musik der Gegenwart. Dann könnte sie auch ganz anders in Erscheinung treten.

_ulysses: Wie ist Dein Background? Hast Du ordentlich ein Instrument gelernt?

Gar nichts. Ich bin ganz und gar Autodidakt. Ich habe mir als Schüler mit zehn oder elf mal einen Synthesizer, einen kleinen Casio ertauscht.

_ulysses: Ertauscht gegen was?

Anthony Rother: Einen Kassettenrecorder. Oder zehn „Drei Fragezeichen“-Kassetten, ich wei=DF das nicht mehr so genau. Auf alle Fälle hatte ich ein Gerät und wenn ich auf einen Knopf drückte, ergab es einen Ton. Damit hat dann alles angefangen und ich habe gemerkt, was mich wirklich reizt. Und dieser Reiz hat bis heute nicht nachgelassen.

Interview: Axel Schock

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