„Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“ bei Arte: Voll modisch
Audrey Tautou („Die fabelhalfte Welt der Amélie“) spielt in dem Biopic die französische Modeikono Coco Chanel.
Heute bei Arte: Audrey Tautou aus „Die fabelhalfte Welt der Amélie“ als Modeikone in dem Biopic „Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft.“
Coco Chanel gab einst offen zu: „Ich habe mein Leben erfunden, weil ich mein Leben nicht mochte.“ Dieser Film ergeht sich dennoch nicht nur darin, lediglich die Erfolge von Frankreichs bekanntester Modeschöpferin nachzubeten. Die Fakten zu Mademoiselle Chanel sind sowieso bekannt: Erfinderin des „Kleinen Schwarzen“, Kämpferin für die Emanzipation und funktionale Frauenmode, Begründerin eines riesigen Modeimperiums.
Doch Regisseurin Anne Fontaine will mehr. Sie will junge Coco einzufangen, die Frau vor dem großen Erfolg, die geprägt ist von ihrer Kindheit im Waisenhaus, miesen Varietéjobs, einem starken Willen und einer Androgynität, die um die Jahrhundertwende alles andere als gesellschaftlich konform war. Den besten Griff hat Fontaine dabei mit Audrey Tautou getan. Die lag für die Hauptrolle zwar schon rein optisch nahe, doch über die Ähnlichkeit mit Chanel hinaus gibt sie das unnahbare, verkopfte Mädchen betont unaufgeregt und mit großer Raffinesse. Vor allem durchs Tautous Spiel wird es glaubwürdig, wenn die sonst so kratzbürstige und auf Unabhängigkeit bedachte Chanel sich zur Konkubine des Lebemanns Balsan (Benoît Poelvoorde) machen lässt, um nicht weiterhin von miesen Nähjobs leben zu müssen. Von der heimlichen Geliebten entwickelt sie sich zur ungewollten Lachnummer seiner Partys und schlussendlich zur ernstgenommenen Gefährtin.
Auf dem Landschloss findet sie die Freiheiten, die ihr die Gesellschaft verweigert und entwickelt ihre Ausdrucksform in schlichten Kleidern, die gegen die Rüschenungetüme der Zeit revolutionär wirken. Fontaine drängt die orgienhaften Feste Balsans in enge Bildausschnitte, gegen die sich die klaren, fast privaten Aufnahmen von Chanel scharf abheben – Sinnbild der Einsamkeit, die ihr Motor war und die sich durch ihr Leben zog wie ein trüber Fluss. Bei ihrer ersten Modenschau, im Augenblick ihres bis dahin größten Triumphs, sitzt Coco auf der Treppe, allein, und in Tautous Augen spiegelt sich die Traurigkeit eines ganzen Lebens wider. In diesem Moment stellt der Film das her, was jedes Biopic versucht, was aber nur die wenigsten erreichen: Nähe. es