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Deutschlandmuseum Berlin: „Faszination für die Geschichte“

Deutschlandmuseum
Robert Rückel, Geschäftsführer des Deutschlandmuseums (David Weyand)

Immersiv und interaktiv: Im Deutschlandmuseum in Berlin gibt es 2 000 Jahre Geschichte. Heute wichtiger denn je, findet Geschäftsführer und Mitgründer Robert Rückel. Aber wo bleibt da der Spaß? Wir fragten nach.

Robert Rückel, wenn ich mit meiner Familie nach Berlin fahre und ins Deutschlandmuseum gehe: Was erwartet uns dort?

Faszination für Geschichte! Sie tauchen in zwölf Epochen der deutschen Geschichte ein, in den Wald der Varusschlacht, in eine mittelalterliche Burg oder in das zerstörte Berlin. Sie sehen beeindruckende Originalexponate, spielen didaktische Spiele und staunen über einzigartige Animationen! Und: Sie müssen sich vorher nicht vorbereiten – es geht auch ganz ohne Vorwissen über deutsche Geschichte.

Ist das Deutschlandmuseum am Ende der bessere Geschichtsunterricht?

Auf jeden Fall ist das Deutschlandmuseum der richtige Einstieg in den Geschichtsunterricht. Bei uns macht der Unterricht Spaß und die Schüler sehen, wie spannend Geschichte sein kann. Das macht es jedem Geschichtslehrer leichter, anschließend Kapitel zu vertiefen oder mit den Schülern zu diskutieren.

Deutschlandmuseum
Eine immersive Zeitreise in zwölf Epochen: das Deutschlandmuseum in Berlin. (Foto: Deutschlandmuseum Berlin, CC BY-ND 4.0)

Kommt einem Museum, das sich der Geschichte und Kultur des Landes widmet, in Zeiten der Gefahr durch rechtsextreme Kräfte eine besondere Rolle zu? Sie sparen ja auch das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte nicht aus.

Aus der Geschichte kann und muss man lernen. Wer sich wirklich mit deutscher Geschichte beschäftigt hat, kann nicht guten Gewissens rechtsextrem werden. Umso mehr Menschen also in die historischen Museen gehen, umso besser für die Zukunft unseres Landes.

Das Deutschlandmuseum hat als erstes deutsches Museum den THEA Award for Outstanding Achievement erhalten, den Museums-Oscar. Es bietet Geruchs- und Geräuschkulissen, orginalgetreue Bauten, 3-D und 4-D-Erlebnisse, kombiniert immersive mit interaktiven Elementen und Museum mit Freizeitpark: Können sie sich überhaupt noch steigern?

Unser ganzes Team versucht es jeden Tag. Wir werten Feedback der Besucher aus, denken über neue Angebote nach und diskutieren neue Ideen. Auf unserem Erfolg wollen wir uns nicht ausruhen, sondern uns immer wieder neu erfinden. Außerdem gibt es ja noch ein paar mehr Preise, die man gewinnen kann …

Immersive Ausstellungen sind insgesamt ungemein erfolgreich zurzeit. Kann das klassische Museum jetzt einpacken, gerade im Bereich Kinder und Familie?

Museen müssen mit der Zeit gehen und sich verändern. Es wird in Zukunft nicht mehr ausreichen, sich auf seine Sammlung und sein herrschaftliches Gebäude zu verlassen. Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen nimmt ab, gleichzeitig ist jegliche Information immer und überall verfügbar. Viele Motive ins Museum zu gehen, sind heute überholt. Ich glaube an die Zukunft von Museen, aber diese werden nicht so aussehen wie vor 100 Jahren.

Das Deutschlandmuseum ist auch entstanden, weil Sie sich im Urlaub in den Nationalmuseen der besuchten Länder gelangweilt haben. Dank Ihrer Initiative haben ausländische Touristen das Problem hierzulande jetzt nicht mehr – bei Ihren eigenen Urlauben stehen Sie doch aber weiter vor dem Dilemma, oder?

Ich gebe die Hoffnung nicht auf und besuche jedes historische Museum auf dem Weg. Es kommt sicher der Tag, an dem ich positiv überrascht werden.

Welche deutsche Epoche fasziniert Sie selber am meisten?

Die Weimarer Republik. Diese kurze Phase zwischen Kaiserreich und Nazi-Diktatur, in der Deutschland auf demokratischem Weg, Berlin kultureller Hotspot der Welt, aber auch Stadt der Freiheit jeglicher Art war. Und wie wir Deutschen diesen Hoffnungsschimmer dann auf brutalstmögliche Art und Weise vernichtet haben. Demokratie und Freiheit sind Errungenschaften, auf die wir immer aufpassen müssen.

Interview: Volker Sievert

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