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Die 10 besten Theaterpremieren im Februar

Theaterpremieren Veranstaltungen NRW Februar Meese Lolita (R)Evolution Dortmund
Jonathan Meese – Lolita (R)Evolution Szenenfoto (2019 © PHOTOGRAPHY JAN BAUER . NET / COURTESY JONATHAN MEESE . COM)

Jonathan Meese goes Lolita, Tschick kommt auf die Bühne. Die Theaterpremieren, die man im Februar nicht verpassen sollte.

Hamlet MAXIM-GORKI-THEATER Berlin Theaterpremieren
Foto: © Esra Rotthoff

Hamlet Es ist das Shakespeare-Zitat schlecht hin: „Sein oder Nichtsein“. Und auch sonst kommt in dem Klassiker so ziemlich alles an weltumfassenden Kernthemen zusammen, denn es geht um Brudermord und Verrat, Rache und die große unmögliche Liebe, aber vor allem um eine zerrütte Familie, deren Streitigkeiten kein Ende finden. Von Angela Schanelec übersetzt, wird das politische Stück von Regisseur Christian Weise als „Containervariante“ aufgegriffen, wie das Maxim-Gorki-Theater es nennt, denn – eine so große Thematik braucht eine greifbare Herangehensweise: Während es im Originalstück um lang zurückliegende Konflikte zwischen Dänemark und Norwegen geht, deren Herrscherfamilien nicht zusammenfinden, interpretiert Weise seine Inszenierung als zwei ungleiche Teile des wiedervereinigten Deutschland. Nach Weises „Othello“-Inszenierung rückt erneut eine historische Shakespeare-Tragödie ins Feld gesellschaftlicher Ist-Zustände mit Blick auf die eigene Nation. Berlin, Maxim-Gorki-Theater Premiere: 1. 2., 20 Uhr

Eine der besten Veranstaltungen in Hamburg im Februar: Sasha Waltz untersucht mit „Rauschen“ wie gesellschaftliche Prozesse verfremdet werden
Sasha Waltz – Rauschen Foto: Julian Röder

Sasha Waltz & Guests: Rauschen Nachdem Sasha Waltz die Kritik mit ihrem neuen Stück an der Volksbühne Berlin bereits im Frühjahr letzten Jahres begeisterte, kommt „Rauschen“ nun auch nach Hamburg. Zwölf Tänzer*innen sehen sich einer völlig eigenschaftslosen Umwelt gegenüber, das Bühnenbild ist weiß, steril, nichtssagend – vermeintlich. „Rauschen“ macht es sich zur Aufgabe, diese makellose Welt Schicht für Schicht offenzulegen: Was liegt unter der Oberfläche, was ist verborgen? Und wie können jene, die in dieser Welt leben sich sie verständlich machen? Gemeinsam mit langjährigen Kollaborateuren – dem Lichtdesigner David Finn und dem Kostümdesigner Bernd Skodzig – begibt sich Sasha Waltz auf die Suche nach Antworten. Hamburg, Kampnagel ab 30. 1.

Veranstaltungen NRW Februar Meese Lolita (R)Evolution Dortmund
Jonathan Meese – Lolita (R)Evolution Szenenfoto Foto: 2019 © PHOTOGRAPHY JAN BAUER . NET / COURTESY JONATHAN MEESE . COM

Lolita (R)Evolution Gewohnt kontrovers: Der bildende Künstler und Theaterregisseur Jonathan Meese erklärt in seinem Stück am Schauspielhaus Dortmund natürlich ausgerechnet die titelgebende Figur aus Vladimir Nabokovs Roman „Lolita“ zum Archetyp einer neuen, utopischen Gesellschaftsordnung. „Lolita“ war wegen seiner ambivalenten Darstellung einer sexuellen Beziehung zwischen Humbert, einem erwachsenen Mann, und Dolores, einem minderjährigen Mädchen, jahrelang auf dem Index. Nun spricht Meese von „Lolita“, wie Humbert Dolores nennt, als einem „Prinzip ohne eigene Interessen“ und sieht in ihr einen Gegenentwurf zur neoliberalistischen Logik individuellen Glücks als höchstem gesellschaftlichen Gut. Die Kritik wird Meese, der zuletzt mit Hitlergrüßen bei Kunstperformances vor Gericht stand, intendiert haben: Schließlich übernimmt er in seiner Utopie den objektifizierenden Blick Humberts, der Dolores ihre Selbstständigkeit abspricht – und glorifiziert ihn sogar. Ob Meese das ernst meint, oder sich wieder an einer politischen Groteske versucht, bleibt abzuwarten. Schauspielhaus Dortmund ab 15. 2.

Rein Gold. Ein Bühnen essay Münchner Kammerspiele
Foto: (c) Hubert Baue

Rein Gold. Ein Bühnenessay Germanengott Wotan und seine Tochter Brünnhilde haben etwas zu klären: Was wäre eine Weltordnung ohne Kapitalismus? Und wie würde eine Gesellschaft ohne Heldentum leben? Regisseurin Christiane Pohle inszeniert das gewohnt kritisch-politische Elfriede-Jelinek-Stück über Marx, korrupte Banken und rechten Terror. Münchner Kammerspiele Premiere: 5. 2., 20 Uhr

Eine der besten Veranstaltungen in Stuttgart im Februar: Creations IV-VI bringt gleich drei Uraufführungen ins Stuttgarter Opernhaus
Creations IV-VI Foto: Foto: Roman Nowitzky

Creations IV-VI Drei Choreografen kreieren im Rahmen der „Creations“-Reihe am Stuttgarter Ballett neue Werke für die Bühne des Opernhauses. Douglas Lee war von 1999 bis 2011 der erste Solist des Stuttgarter Balletts, seither arbeitet er als freischaffender Choreograf und überzeugt mit seinen spielerischen, innovativen Arbeiten. Louis Stiens ist derzeit Halbsolist am Stuttgarter Ballett, gleichzeitig aber auch einer der wandlungsfähigsten Choreografen des Landes. In seinen Stücken findet er stets neue Ausdrucksformen, um den Zeitgeist einzufangen. Komplementär zu diesen langjährigen Freunden des Stuttgarter Balletts macht der gefeierte Choreograf Martin Schläpfer, Leiter des Balletts am Rhein, sein Debüt auf der Bühne des Opernhauses: ein großes Ensemblestück zu Schuberts 3. Sinfonie. Stuttgart, Opernhaus  ab 22. 2.

Milo Rau/NT Gent: Family MOUSONTURM FRANKFURT Theaterpremieren
Foto: (c) Michiel Devijver

Milo Rau/NT Gent: Family Eine reale Familie spielt ein echtes Familiendrama und lenkt den Blick schonungslos auf die brutale Eigendynamik familiärer Strukturen. Nach „Five Easy Pieces“ und „La Reprise“ widmet sich Regisseur Milo Rau erneut einem belgischen Kriminalfall, der den Weg einer Familie zum Vierfachselbstmord nachzeichnet. Frankfurt, Künstlerhaus Mousonturm Erstaufführung im deutschsprachigen Raum: 27. 2., 20 Uhr

Tschick STAATSTHEATER DARMSTADT Theaterpremieren
Foto: (c) Judith Kissel

Tschick Für die Jugendlichen Maik und Tschick (David Pichlmaier, Georg Festl, Foto) ist es der absolute Traum: mit einem alten Lada quer durchs Land. Ein Roadtrip jenseits von ignoranten Mädchen, dem Stress in der Schule und dem schnöden Zuhause mit Eltern, die keine Zeit für einen haben. Während Maik all dem entfliehen kann, zieht es Tschick zu seinem Großvater in die rumänische Walachei. Sie stammen aus unterschiedlichen sozialen Schichten, fühlen sich jedoch in ihren Lebenseinstellungen und Sehnsüchten stark verbunden. Sie wollen raus, etwas erleben und eigene Erfahrungen sammeln. Nach dem Coming-of-Age-Roman von Wolfgang Herrndorf (2010) und der Filmversion von Fatih Akin (2016) inszeniert nun Regisseurin Kirsten Uttendorf die Opernbearbeitung von Ludger Vollmer. Dabei treffen auch musikalisch Welten aufeinander, wenn sich Rap zu Schlager und Jugendchören gesellt. Gemäß dem Spielzeitmotto „Abschied von den Helden“ ist „Tschick“ ein Aufbruch ins Neue, um dem Leben ein Stück näher zu kommen. Staatstheater Darmstadt Premiere: 21. 2., 19.30 Uhr

Veranstaltungen NRW februar last mortal düsseldorf fft
The last Mortal – Szenenfoto Foto: Foto: Christian Ahlborn

The last Mortal half past selber schuld ist ein deutsch-israelisches Künstlerduo; in ihrem neuen Stück beschäftigen sie sich mit dem Kampf der Menschheit gegen Krankheit und Vergänglichkeit: Sie reihen Szenen aneinander, die die verschiedenen Stadien bereits bestehender Entwicklungen, ihre Möglichkeiten und deren Widersprüche, karikativ überhöhen. Mal offenbart sich die Zukunft, die Nanotechnologie und Big Data versprechen dabei als Utopie, mal als Albtraum. Eine Schere, in der die Dramatik der gegenwärtigen Übergangsperiode zum Ausdruck gelangt. FFT Düsseldorf ab 1. 2.

Othello Remix PRINZREGENTENTHEATER Veranstaltungen München
Foto: © Jean-Marc Turmes

Othello Remix Ein Stück wie „Othello“ bleibt zeitlos – besonders wenn man es mit Performance-Elementen aufführt: Der zweite Schauspieljahrgang der Theaterakademie August Everding bringt den Shakespeare-Klassiker als zeitgenössisches Bewegungsprojekt auf die Bühne. Mit Tanz und Text erzählen die Figuren vom tragischen Helden Othello, der ein Fremder bleibt. Die Geschichte ist eine alte, denn es geht um Liebe, Eifersucht und Intrigen mit tief verwurzelten Strukturen, die zu Hass und Rassismus führen. Welche Wirkungsmacht die Sprache dabei entwickelt, zeigen die Darsteller*innen durch ihr stärkstes Ausdrucksmittel: Sie lassen ihre Körper sprechen und vermitteln, welchen Nachdruck man Worten verleihen kann. München, Prinzregententheater Premiere: 15. 2., 19.30 Uhr

Veranstaltungen Stuttgart Göttinnen Theater Rampe
Göttinnen – Szenenfoto Foto: Foto: Daniela Wolf, Design: Levin Stadler

Göttinnen  Vier Performancekünstler*innen aus Stuttgart treffen auf vier Schlagzeugerinnen aus dem Freiburger Ensemble Rot. In einer Musiktheater-Performance feiern sie Weiblichkeit jenseits von gesellschaftlichen, sexualisierten Normen und resümieren gleichzeitig die Kulturgeschichte weiblicher Gottheiten. Stuttgart, Theater Rampe  21. + 22. 2., 20.00

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