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Elektra

Residenztheater München
(Foto: Kellermann)

Keine Katharsis, keine Versöhnung …

Ursprünglich wollte die Resi-Dramaturgie Hugo von Hofmannsthals „Elektra“ mit Sarah Kanes abgründigem Solostück „4.48 Psychose“ koppeln – eine einleuchtende Idee, die über das Depressionsmotiv etwas zu erzählen wusste, dass die Verbindung zwischen Fin de Siècle und New British Drama rechtfertigte. Einleuchtend, aber vielleicht auch zu naheliegend, jedenfalls flog Kanes Text im Zuge der Premierenvorbereitungen raus. Übrig bleibt Hofmannsthals 1903 entstandene Überschreibung des antiken Mythos’, die Katharsis und Versöhnung aus der Vorlage verbannt und eine kalte Anklage gegen das Leben an sich feiert – was womöglich auch schon ausreicht, um angesichts alltäglicher Ungerechtigkeit so richtig schlecht gelaunt zu sein. Inszeniert wird der Stoff von Ulrich Rasche, eigentlich Spezialist für ein Bühnentechnik und Ensemble an seine Grenzen prügelndes Totaltheater, das gerade wegen dieser Unbedingtheit einen ästhetischen Sog entwickelt, dem man sich nur schwer entziehen kann. Zunächst wirkt ein in sich gekehrtes Stück wie „Elektra“ unpassend für Rasche, andererseits ist Unbedingtheit natürlich ein Zugang, mit dem dieser Regisseur was anfangen kann. „Elektra“ ist nach Schillers hochgelobten „Räubern“ Rasches zweite Inszenierung in München.

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