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FKJ: Der neue Santanismus

Portraitfoto FKJ unter Palmen
(Foto: Terence Angsioco)

Wenn FKJ ein Album aufnimmt, kann er sich sein Gäste aussuchen – und selbst das große Idol seiner Kindheit ist zur Stelle.

Klar, dass Vincent Fentons Lieblingssong als Kind „Smooth“ von Carlos Santana war. Mit diesem Adjektiv lässt sich der Künstler selbst heute perfekt umschreiben – nicht nur sein Sound, sondern auch sein Ansatz und sein Auftreten. Alles, was der als French Kiwi Juice alias FKJ auftretende Franzose anfasst, verwandelt er mit Leichtigkeit in Gold: Nach Anfängen als Wiederbeleber der French-House-Szene hat er sich als Neojazzer neu erfunden, er ist für improvisierte One-Man-Shows genauso bekannt wie für seine Arbeit als Produzent. Mit nur einem veröffentlichten Soloalbum hat er bereits Milliarden Streams angehäuft und Hallen in aller Welt ausverkauft. Jetzt ist mit „Vincent“ die zweite LP da.

Ein schlicht nach dem Künstler benanntes Album bedeutet immer mehr Introspektive, und genau das liefert FKJ mit „Vincent“. Trotz aller äußerer Smoothness war er im Vorfeld von Unsicherheit geplagt. „Ich brauchte einfach etwas Abstand und Zeit für mich, weil ich herausfinden wollte, was ich eigentlich als nächstes machen will“, erzählt er. Also hat er sich allein in ein Haus in Los Angeles zurückgezogen – noch bevor die Pandemie das zum Mainstream gemacht hat. Dort hat sich dann schnell eine bestimmte Lebensphase als Inspiration herauskristallisiert: die Zeit als Teenager, als es noch kein Label, keine Deals, keine Fristen gab. „Damals habe ich einfach nur gespielt, es ging beim Musikmachen um nichts anderes. Ich hab über nichts nachgedacht“, sagt FKJ. „Ich wollte einen Teil von dieser verlorenen Unschuld zurückholen.“

Womit wir wieder bei Santana wären: Auf seinem Nostalgietrip hat sich Fenton auch an die Zeit erinnert, in der er mithilfe von „Smooth“ das Gitarrenspiel gelernt hat. Resultat war der Track „Greener“, der von FKJs Chillout-Vibes getragen wird, aber auch einen psychedelischen Gitarrenpart beinhaltet. Kurzerhand hat FKJ das Demo an Santana selbst geschickt, mitsamt einer kleinen Dankesbotschaft für die langjährige Inspiration. „Trotzdem hätte ich nicht damit gerechnet, dass er darauf antworten und mir schreiben würde, dass er liebend gerne als Gast bei meinem Track aushelfen will“, sagt FKJ. Genau das ist jedoch passiert, und Santana leiht „Greener“ seinen unverkennbaren Gitarrensound.

Einfach mal sein Kindheitsidol anhauen, damit es auf dem eigenen Album gastiert – das kann sich auch nur jemand leisten, der mit Talent und Glück in gleichermaßen übertriebenen Mengen gesegnet ist. Trotzdem fällt es leicht, FKJ jeden Erfolg zu gönnen, denn „Vincent“ ist so unwiderstehlich smooth, dass für negative Gefühle einfach kein Platz bleibt.

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