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Hass, Bitterkeit und Wut: Grian Chatten entlädt sich auf „Chaos for the Fly“

Grian Chatten
Grian Chatten will mit seinem Soloprojekt ganz woanders hin als mit Fontaines D.C. (Foto: Eimear Lynch)

Fontaines-D.C.-Frontmann Grian Chatten macht sich selbstständig. Das klingt weniger punkig – aber noch lange nicht fröhlicher.

„Chaos for the Fly“ von Grian Chatten: Strandgut eines Punks

Solotrip für Grian Chatten: Nach drei Alben mit seiner Postpunkband legt der Leadsänger von Fontaines D.C. jetzt sein Solodebüt vor. Oft werfen derartige Alleingänge die Frage nach ihrer Sinnhaftigkeit auf, vor allem, wenn sich der Sound nicht allzu sehr vom Bandprojekt unterscheidet. Das weiß auch Chatten selbst, aber er hatte gute Gründe, „Chaos for the Fly“ allein aufzunehmen – oder fast allein, denn Produzent Dan Carey und Fontaines-Drummer Tom Coll sind auch dabei. „Ich dachte einfach: Ich will das selber machen“, sagt Chatten. „Ich weiß, wo es mit der Band als Nächstes hingeht, und das ist nicht da, wo ich mit dem hier hinwill.“

„Bob’s Casino“, der erste Song, den er für das Album geschrieben hat, ist ihm quasi komplett zugeflogen, während er bei Dublin am Meer spazieren war. Es wäre seinen Kollegen gegenüber nicht fair gewesen, sie so spät ins Boot zu holen. Und außerdem musste Chatten so weniger Kompromisse eingehen. Logisch also, dass er auf „Chaos for the Fly“ intimer und persönlicher klingt als bisher – auch, weil er erstmals an der Gitarre zu hören ist. Gleich der Opener beginnt mit gezupften Saiten, bevor Carey dann Streicher, eine Drummaschine und Bass dazuschaltet. Ein Songwriter-Album ist „Chaos for the Fly“ aber trotzdem nicht: „Bob’s Casino“ wird von Piano, Bläsern und Bond-Streichern veredelt, „Fairlies“ stampft mit Rockabilly-Rhythmen daher, „East Coast Bed“ hat sanfte Soul-Vibes.

„You think that you know me/You’re below me/And you don’t“

Weder Chatten noch seine Fontaines-Gefährten waren je für ihre Vergnügtheit bekannt, doch „Chaos for the Fly“ ist besonders düster, bei „All of the People“ sogar explizit misanthropisch: „You think that you know me/You’re below me/And you don’t“, singt Chatten. Und: „People are scum“. Er gibt zu, mit der Platte „eine Menge Hass und Bitterkeit und Wut“ exorziert zu haben. Zugleich ist unklar, wie viele Emotionen von ihm selbst stammen und wie viele fiktiv sind. „Ich wollte die Geschichten und Menschen in einer kleinen Küstenstadt erforschen“, sagt Chatten. Der Strandspaziergang vom Anfang ist noch immer Teil des Albums. Am Ende fühlt man sich ordentlich durchgepustet von einem kalten Wind – zugleich aber auch klar und erfrischt.

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