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Heike Makatsch: Lebe lieber ausgefüllter

Heike Makatsch wird diesen Monat 34. Und sieht immernoch so süß aus wie zu besten Bravo-TV-Zeiten. Auf der Leinwand geht’s umso reifer zur Sache: In „Almost Heaven“ spielt sie eine krebskranke Frau, die sich ihren Lebenstraum erfüllen möchte: Country-Star in Nashville. _ulysses trifft auf eine schnippische Wahl-Berlinerin.

_ulysses: Sind die Haare kürzer geworden?

Heike Makatsch: Die sind zusammengebunden. Pferdeschwanz nennt man sowas. Die sind eigentlich lang.

_ulysses: Dein neuer Kinofilm „Almost Heaven“ ist ja endlich mal ein Film über ein Krebsleiden, wo die Haare dran bleiben.

Makatsch: Ja, das stimmt. Aber bei uns steht Krebs als Krankheit ja auch gar nicht im Vordergrund, sondern eher das intensivierte Gefühl, dass die Lebensspanne, die einem geschenkt wird, kurz ist. Das wissen wir zwar alle über unser eigenes Leben. Aber durch die Uhr, die im Film tickt, wird das etwas stärker verbildlicht.

_ulysses: Du spielst eine Frau, die ganz und gar in der Country-Musik aufgeht. Wie bist du dazu gekommen? Eigener Wunsch oder stand’s einfach im Drehbuch?

Makatsch: Ja, stand einfach im Drehbuch. (lacht) So ist das meistens, dass einem eine Rolle angeboten wird und einem dann die Rolle gefällt, weil da die Elemente drin sind, die einen ansprechen – unter anderem auch dass die Figur gesungen hat, dass sie eben Country-Sängerin ist und wie ein Fish out of Water in einer Umgebung landet, die überhaupt nicht ihren Vorstellungen entspricht.

_ulysses: Na, ich dachte nur. Es gibt ja diese lustigen Beispiele von Schauspielerinnen, die nebenbei Musik machen und diese dann in den Film einbringen.

Makatsch: Ich mach’ ja nebenbei gar keine Musik. Nur im Film.

_ulysses: In „Almost Heaven“ träumt deine Figur offenbar schon ihr ganzes Leben davon, ein Country-Star zu sein. Und ihr Freund, gespielt von Wotan Wilke Möhring, will genau diesen Traum von ihr fernhalten.

Makatsch: So ist das manchmal in Beziehungen. Man möchte den anderen in eine Form pressen, die man selber als erstrebenswert ansieht.

_ulysses: Aber meint er es nicht eigentlich gut mit ihr?

Makatsch: Doch, eben. Man denkt halt, damit würde es dem anderen besser gehen, wenn der sich doch endlich mal so verhält, wie ich mir das vorstelle. Meine Figur im Film erkennt, dass es gut und erfüllend ist, ein Ziel vor Augen zu haben, aber nur dann, wenn man in der Lage ist, den Moment zu erkennen und zu genießen – und dann womöglich auch abzubiegen von seiner Zielgeraden.

_ulysses: Ihr Tod wird im Film untypischerweise gar nicht gezeigt.

Majatsch: Es geht in „Almost Heaven“ ja auch ums Leben und nicht um den Tod.

_ulysses: Ja, aber sobald das Wort Krebs fällt im Film, glaubt man sofort zu wissen, wie es weitergeht. Krankenhaus, Haare ab, Tod. Wie Mittwoch abend im ZDF.

Makatsch: Der Film will zeigen, wie man das Leben erfüllender zelebrieren kann mit der Tatsache vor Augen, dass man sterblich ist.

Interview: Klaus Rathje

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