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Heiraten im Laufe der Zeit – über Bräuche und Traditionen

Die Hochzeit und Ehe in unterschiedlichster Form spielt im Leben der Menschen seit langer Zeit eine wichtige Rolle. Das gilt für fast alle Kulturen der Welt.

Es ist daher spannend, einen Blick in die Vergangenheit und in die Gegenwart zu werfen, um der Frage auf den Grund zu gehen, ob und wie sich das Heiraten verändert hat.

Die Ehe ist eine Institution, die es schon lange Zeit vor den ersten Überlieferungen gab. Es handelt sich somit um eine jahrtausendealte Tradition, die alle gesellschaftlichen sowie kulturellen Veränderungen überlebt hat. Wie die Menschen vor der Erfindung der Ehe lebten, ist unklar. Die Vermutung liegt nahe, dass es durchaus alternative Konzepte mit wechselnden Partnerschaften gab. Bekannt ist auch, dass in manchen Kulturen keine Monogamie vorausgesetzt wurde, was teilweise bis heute der Fall ist. Das macht auch deutlich, dass das Konzept der Ehe kulturell verschieden sein kann. In der einen oder anderen Form ist es aber in fast allen Kulturen zu finden.

Von der Ehe zur Hochzeitszeremonie

Unbekannt ist auch, in welcher Form früher eine Ehe geschlossen wurde. Bei den Germanen jedenfalls wurde die Ehe schon früh als eine Zeremonie gefeiert, bei der die Frau ihrem Ehemann ein Schwert überreichte, um zu symbolisieren, dass er sie fortan beschützen musste. Um Liebe handelte es sich im Regelfall jedoch nicht, sondern Ehen wurden in erster Linie aus Vernunft geschlossen, beispielsweise aus wirtschaftlichen oder politischen Interessen. Zur Trauungszeremonie gehörte zudem der Gang zum Ehebett, begleitet von der gesamten Gesellschaft, die den Raum erst verließ, nachdem die Decke über dem frischgebackenen Ehepaar ausgebreitet wurde.

Im Zuge des Christentums war eine kirchliche Zeremonie lange Zeit keine Pflicht, um einen Ehevertrag einzugehen. Es handelte sich dabei um einen öffentlich-weltlichen Vertrag. Erst ab dem 13. Jahrhundert wurde das Eherecht zur kirchlichen Angelegenheit und als ein Sakrament ausgerufen. Das bedeutete, dass fortan eine Ehe erst gültig war, sofern eine Hochzeitszeremonie vor Gott, sprich in einer Kirche durch einen Priester, stattgefunden hatte. Auch damals war die Ehe in den meisten Fällen noch eher eine Zweckgemeinschaft als eine Entscheidung aus Liebe.

Im 16. Jahrhundert war es schließlich Martin Luther, der unter anderem das Eherecht revolutionierte und die Scheidung einführte. Doch erst im Kaiserreich wurde durch Bismarck die Ehe wieder zur Staatsangelegenheit und somit war eine kirchliche Hochzeit keine Grundvoraussetzung mehr für die Rechtsgültigkeit der Eheschließung. Seither kann somit jeder selbst bestimmen, ob es eine Hochzeitszeremonie abseits des Standesamtes geben soll – und in welcher Form.

Das Heiraten Laufe der Zeit – ein Überblick

Es ist aber nicht nur die Ehe, die im Laufe der Menschheitsgeschichte vielen Veränderungen unterworfen war. Mit diesen Entwicklungen einhergehend veränderte sich auch die Art und Weise, wie die Ehe geschlossen wurde, mehrfach. Im frühen Mittelalter beispielsweise war die Trauung noch nicht kirchlich, sondern eine weltliche und öffentliche Zeremonie. Zudem wurde unterschieden zwischen verschiedenen Arten der Ehe. Die Gesellschaft kam feierlich zusammen, um zu sehen, wie die Braut an den Bräutigam übergeben wurde. Schon damals spielten, wie bei der germanischen Zeremonie beschrieben, zahlreiche Brauchtümer eine wichtige Rolle. Erst langsam wurden solche „Stammestraditionen“ durch die kirchliche Zeremonie abgelöst. In diesem Zuge wurde etwa ab dem zehnten Jahrhundert das „Ja-Wort“ eingeführt, das beide Brautleute bei der Eheschließung laut sagen mussten. Hinzu kamen neue Brauchtümer wie der kirchliche Segen oder der Trauzeuge. Insgesamt wurde der Konsens ab diesem Zeitpunkt beim Heiraten immer wichtiger.

Seither hat sich an der kirchlichen Trauung überraschend wenig verändert. Nach wie vor entscheiden sich viele Paare, das klassische Sakrament abzulegen und greifen dabei alte Traditionen auf. Der größte Unterschied liegt jedoch darin, dass das Heiraten heutzutage (im Regelfall) eine freie Entscheidung aus Liebe ist und keine Zweckverbindung mehr. Keiner von beiden, vor allem nicht mehr die Braut, muss dafür die Zustimmung der Eltern einholen.

Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen der Hochzeit damals und heute ist jener, dass die angehenden Eheleute meist schon seit längerer Zeit zusammenwohnen. Früher zog die Braut erst drei Tage vor der Hochzeit in das Haus des Bräutigams an. Er musste ihr Hab und Gut mit einem Kammerwagen holen, wurde immer wieder angehalten und musste sich freikaufen. Eine Tradition, die nach wie vor gerne aufgegriffen wird, häufig in Verbindung mit einer Brautentführung – aber die definitiv kein „Muss“ mehr ist. Es haben sich somit auch Traditionen verändert oder sogar neu entwickelt. Beispielsweise gibt es den Polterabend in der Oberpfalz erst seit rund 60 Jahren. Dass die Gäste bei einer Hochzeit kostenlos essen und trinken dürfen, ist ebenfalls eine relativ neue Entwicklung. Und aus der einstmaligen Musikkapelle wurde der DJ oder die Band.

Doch eine Sache ist zumindest in Deutschland immer dieselbe geblieben: Hochzeiten sind und waren geprägt von lustigen Spielen und so manchem Streich, den das Brautpaar ertragen muss(te). Zudem hat der Verlobungsring eine lange Tradition – auch, wenn dieser zu Beginn nur aus einem Stück Schnur bestand. Ähnlich sieht das übrigens auch in vielen anderen Kulturen aus.

Hochzeit und Bräuche in verschiedenen Kulturen

Der Verlobungsring ist somit längst nicht nur in Deutschland üblich, sondern wird auch in vielen anderen Kulturen im Rahmen eines Heiratsantrages übergeben. Mittlerweile werden an ihn zwar höhere Ansprüche gestellt, doch der Grundgedanke ist im Laufe der Zeit derselbe geblieben. Auch in anderen Ländern spielen solche Bräuche eine wichtige Rolle. Aber sie sehen teilweise grundlegend anders aus als jene in Deutschland. Zudem haben auch sie sich über die Jahre hinweg immer wieder verändert.

Einige dieser Bräuche haben sich sogar vermischt. So wird beispielsweise in Deutschland mittlerweile oft und gerne eine britische Tradition integriert. Demnach muss die Braut „etwas Altes, etwas Neues, etwas Blaues und etwas Geborgtes“ bei sich tragen, was verschiedene Bedeutungen hat: Treue, Freundschaft, Vertrauen und den Abschied vom alten Leben für ein neues, (hoffentlich noch) besseres Leben. Dieses ist nur ein Beispiel von vielen, inwiefern das Heiraten immer internationaler wird und sich das Brauchtum zu verändern beginnt.

Heiraten „auf deutsch“ in der Gegenwart

Es ist daher durchaus interessant, einen detaillierten Blick auf die Hochzeit zu werfen, wie sie heutzutage in Deutschland üblich ist. Dabei sticht erst einmal hervor, dass kaum noch pauschale Aussagen möglich sind – wie früher, als die kirchliche Zeremonie noch Vorschrift war und den immer gleichen Abläufen folgte. Heute kann also jeder selbst entscheiden, ob er heiraten möchte, wen und wie. Das führt einerseits dazu, dass sich immer mehr Menschen entscheiden, überhaupt nicht zu heiraten. Andererseits besinnen sich viele Paare auf frühere Traditionen zurück und schließen den Bund der Ehe traditionell in der Kirche. Dazwischen gibt es viele Mischformen von freien Trauungen über standesamtliche Hochzeiten mit anschließender Feier und, und, und…

Heutzutage sind Brautpaare also freier denn je, wenn es um die Gestaltung ihrer Hochzeit geht. Genau deshalb entscheiden sich viele von ihnen bewusst für oder eben bewusst gegen herkömmliche Bräuche und Traditionen. Interessant ist zudem, dass die Ehe heutzutage stark romantisiert wird, was in der Vergangenheit eher selten der Fall war. Getriggert wird dieses neue Eheverständnis unter anderem durch die zahlreichen Hollywood-Filme zum Thema, bei denen die Hochzeit stets das ersehnte „Happy End“ ist.

Trotzdem gibt es auch Hochzeitspaare, welche das Heiraten eher nüchtern betrachten und beispielsweise der steuerlichen Vorteile wegen die Ehe eingehen – Liebe ist aber dennoch im Regelfall die Grundlage. Abschließend lässt sich daher festhalten, dass sich das Heiraten im Laufe der Zeit grundlegend gewandelt hat und die Brauchtümer, Traditionen sowie Kulturen zunehmend verschmelzen. Positiv ist in jedem Fall, dass das Heiraten heutzutage eine freie und individuelle Sache ist; in der Regel eine Entscheidung aus Liebe. Und genau das macht moderne Hochzeiten umso spannender, denn alles ist möglich!

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