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Herbert Knaup

Beiger Anzug, legeres Hemd, das schüttere lange Haar aus dem Gesicht gekämmt: Schauspieler Herbert Knaup versucht sich als deutscher Dandy. Doch hinter der geschniegelten Fassade sucht man vergebens nach ähnlichen Inhalt. Vielleicht spielt Knaup, großgeworden durch den Film „Irren ist männlich“, auch deshalb so häufig die Rolle des Spießers. So wie in der Filmsatire „Südsee, eigene Insel“, die die bourgeoise Vorstadtidylle Münchens aufs Korn nimmt. Kultur!News traf Knaup in Hamburg zu einem Gespräch voll entlarvender Gemeinplätze.

Kultur!News: Seit dem Oskar für Benignis „Das Leben ist schön“ ist es mehr als deutlich: Der europäische Film ist im Kommen. Meinen Sie, er wird sich einmal völlig gegen amerikanische Produktionen durchsetzten?

Herbert Knaup: Ich denke nicht, daß Amerika immer als Konkurrenz gesehen werden muß, denn Hollywood ist so einflußreich, weil Amerika so ein großes Land ist. Seine Ursprünge sind europäisch. Der europäische Film gewinnt aber sicher an Qualität und sollte weiter unterstützt werden. Deshalb finde ich es wichtig, daß die Filme aus dem eigenen Land besonders angesehen werden, so wie Asterix in Frankreich. Auch als Deutscher sollte man den deutschen Film befürworten und nicht von vornherein abkanzeln.

K!N: Wenn es aber nach Landesgröße und Bevölkerung geht, müßten China oder Indien die größten Produktionsfirmen haben – was ja auch so ist, wenn man das indische „Bollywood“ anschaut…

Knaup: Aber deren Filmästhetik ist nicht mit unserer zu vergleichen: In Indien dauert ein Film fünf Stunden, mit einer chaotischen Mischung aus allen Genres. Da ist Kino noch ein echtes Happening.

K!N: Waren Sie mal in Indien?

Knaup: Ja, aber das ist schon lange her. Ich habe dort einen meiner ersten Filme gedreht. Es war wahnsinnig schön.

K!N: …und auch wahnsinnig arm…

Knaup: Die gesellschaftlichen Unterschiede sind schon groß. Wir haben in einem Armenviertel gedreht und im größten Luxus gelebt. Aber Ungerechtigkeit gibt es überall. Ich würde nicht aus lauter Menschlichkeit mit den Menschen dort tauschen. Wenn die nur eine Mark am Tag verdienen freuen sie sich doch, wenn sie mal fünf Mark bekommen. Es gab ja einige, die gegen solche Mißstände gekämpft haben, aber was ist dabei schon herausgekommen? Einer wurde ans Kreuz genagelt, andere erschossen.

Anna Schwan

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