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„HipHop – The Future is female“ bei RTL+

HipHop: The Future is female. V.o.l.: Baby Joy, Lia Sahin und Alicia Awa V.u.l.: Becks, Eunique und Chan Le
V.o.l.: Baby Joy, Lia Sahin und Alicia Awa V.u.l.: Becks, Eunique und Chan Le (Foto: RTL)

Sechs aufstrebende Künstlerinnen des HipHop zeigen in der neuen Serie, wie sie sich im immer noch männlich dominierten Genre behaupten.

HipHop ist das erfolgreichste Genre in Deutschland – und das nicht erst seit gestern. Selbst der Pop ist heute längst von seinen musikalischen Strukturen geprägt. Doch noch immer wird er von Männern dominiert: männlichen Künstlern, männlichen Themen, männlichen Narrativen. Zum Glück ändert sich das nach und nach, auch in Deutschland. Vielleicht dauert es gar nicht mehr so lange, bis die Zahl der Rapperinnen die der Rapper überwiegt. Darauf hofft zumindest die Doku-Serie „HipHop – The Future is female“, die ab heute bei RTL+ zu sehen ist.

In sechs grob halbstündigen Episoden werden sechs aufstrebende Künstlerinnen porträtiert: Babyjoy, Lia Sahin, Eunique, Becks, Alicia Awa und Chan Le. Dabei fällt auf, wie wenig sie eigentlich gemeinsam haben. Längst ist HipHop eine fast so vage Bezeichnung wie Rock oder Pop, und ähnlich vielseitig ist die Musik, die die Protagonistinnen der Serie machen. Während Eunique oder Babyjoy über Trap- und Dril-Beats rappen, singen Becks und Alicia Awa nahe an Pop und R’n’B. Und Lia Sahin ist ursprünglich mit Beatboxen bekannt geworden.

Auch die Themen, die sie ins Zentrum stellen, unterscheiden sich stark: von klassischen Brags über soziale und politische Themen bis hin zur Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität und Identität. Doch sie alle eint, dass HipHop für sie eine Form der Emanzipation ist. Die lesbische Künstlerin Becks kann in ihrer Musik ebenso sie selbst sein wie die trans Frau Lia Sahin, doch beide sind sich auch der Schwierigkeiten bewusst, die ihre erhöhte Sichtbarkeit mit sich bringt. Eunique gilt als Sprachrohr der Schwarzen Community, Chan Le sieht HipHop als einen Weg zum Erfolg – studiert aber nebenher auch in Vollzeit, um ihre Familie in Thailand nicht zu enttäuschen. Und natürlich müssen sie alle ihren Platz behaupten, in einer Welt, die Frauen noch immer weniger zutraut als Männern.

„HipHop – The Future is female“: Das eigene Narrativ

Interviews mit Journalist:innen wie Falk Schacht oder Collien Ulmen-Fernandes setzen die Musikerinnen dabei in einen größeren Kontext. Sie alle bekommen außerdem die Gelegenheit, sich mit bereits etablierten Künstlerinnen auszutauschen, darunter Sookee, Nura und Joy Denalane. Eine der größten Stärken von „HipHop – The Future is female“ ist dennoch die Art, wie die Newcomerinnen selbst ins Zentrum gerückt werden. Es gibt keine einordnende Erzählstimme, das jeweils selbst gewählte Narrativ ist das, was am Ende zurückbleibt.

Ein größeres Bild des HipHop an sich entsteht nicht unbedingt, doch das wäre bei der erwähnten Vielseitigkeit der Ansätze und Biografien auch kaum möglich – und ist auch gar nicht der Anspruch der Serie. Trotzdem werden gewisse Trends sichtbar, auch über das zentrale Thema des gender shift hinaus. Dass Musik für nicht nur eine der Protagonistinnen nur ein Aspekt ihres Lebensplans ist, sagt viel aus. Heutzutage genügt es nicht, eine gute Musikerin zu sein – wer nach oben will, muss perfekte Kontrolle über ihr Image haben, und Wissen darüber, wie die sozialen Medien navigiert werden, ist mindestens so wichtig, wie gut im Reimen zu sein. Seine eigene Persönlichkeit und Geschichte mit der Welt zu teilen, kann ein Befreiungsschlag sein – ist aber auch längst unvermeidlich geworden.

Am 25. 11. gibt es zur Premiere der Serie zudem ein Konzert mit Babyjoy, Eunique und Lia Sahin im RTL Audio Center in Berlin. Auch Becks und Chan Le sowie andere Gesichter aus der Show sind vor Ort.

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