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In unserem Namen: Maxim Gorki Theater, Berlin

oliver feldhaus
(Foto: Oliver Feldhaus)

Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ ist das Stück zur Refugees-Thematik. Sebastian Nübling koppelt es in Berlin mit Aischylos.

Vor gut zwei Jahren wurde Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ erstmals dem Theaterpublikum präsentiert, in einer szenischen „Urlesung“ in der Hamburger St.-Pauli-Kirche. In der Folge wurde der Text mehrfach nachinszeniert, auch zum Theatertreffen eingeladen – was einerseits zu tun hatte mit der politischen Dringlichkeit einer Arbeit, die sich mit Migration und Flucht auseinandersetzt, andererseits aber auch die szenische Qualität von Jelineks Vorlage bewies.

Die Gorki-Dramaturgie aber, eigentlich Spezialistin für diese Themen, nahm sich des Textes nicht an, und mittlerweile ist es eigentlich auch zu spät für ein Theater, das die Zeitgenossenschaft zum Motto erhoben hat. Eine Lösung des Dilemmas: Sebastian Nübling, der erst Ende September Sibylle Bergs „Und dann kam Mirna“ hochgelobt auf die Bühne brachte, stellt den Text in einen neuen beziehungsweise alten Kontext. Für „In unserem Namen“ kontrastiert Nübling „Die Schutzbefohlenen“ mit Aischylos’ Tragödie „Die Schutzflehenden“ (was erst im Vormonat auch schon in Leipzig von Enrico Lübbe durchexerziert wurde, muss man fairerweise sagen), die selbst ein Vorläufer für Jelineks Text war. Am Ende steht nicht mehr primär die Frage nach Migration, sondern die nach Repräsentation: Wer spricht eigentlich in wessen Namen? Die Schauspieler im Namen der Refugees? Und wer hat sie dazu ermächtigt?

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