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Josh Rouse

Josh Rouse aus Nashville gilt als nächstes großes US-Songwritertalent. Dabei ist sein drittes Album „Under the cold blue Stars“ weniger American Folk denn wunderschöner Pop. Im Interview gibt er Auskunft über seine Kindheit und den Zustand der Popmusik.

citymag: Josh, du bist in deinem Leben oft umgezogen. Kennst du so was wie Heimat?

Josh Rouse: Ja, jetzt, wo ich älter bin, habe ich endlich ein Zuhause gefunden. Seit fünf Jahren bin ich verheiratet, habe ein Haus in Nashville. Und möchte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, alt zu werden und noch immer danach zu suchen.

citymag: Trotzdem kreisen deine Texte oft um dieses Thema.

Rouse: Nun, meine Kindheitserlebnisse steigen erst jetzt aus dem Unterbewusstsein hoch.

citymag: Und das klingt manchmal sehr melancholisch

Rouse: Nicht nur. Meine innere Stimme hat zwar auch eine sehr dunkle Seite. Trotzdem haben die Songs auch Elemente der Hoffnung. Außerdem sind die traurigen Lieder gewöhnlich die besten.

citymag: Wegen der positiven Kraft der Melancholie?

Rouse: Positive Melancholie – das ist gut! Das werde ich übernehmen!

citymag: Hast du mit deiner Vergangenheit Frieden geschlossen?

Rouse: Ich denke schon. Ich war noch ziemlich jung, als mein Vater verschwand. Wir hatten nicht viel Geld, meine Mutter musste ganz schön rackern, um uns durch zu bringen. Ich stand also schon sehr früh auf eigenen Beinen. Harte Zeiten: Ich kann mich entsinnen, sehr negativ und zynisch gewesen zu sein. Doch heute bin ich froh, diese Zeit durchlebt zu haben, denn sie hat meine Entwicklung als Songwriter stark beeinflusst.

citymag: Macht es dir keine Angst, dein Seelenleben vor wildfremden Menschen zur Schau zu stellen?

Rouse: Nein … Wenn du einen Song schreibst, ihn aufnimmst und ihn viele Male spielst, ist es fast so, als würdest du eines anderen Song singen.

citymag: Braucht der Pop von heute einen Songwriter wie dich?

Rouse: Sicher! Der Pop ist in einer miserablen Verfassung. Es werden Bands zusammengestellt, die alle aussehen wie kleine Models. Musik ist da nur zweitrangig.

citymag: Und was, wenn du niemanden davon überzeugen kannst?

Rouse: Dann gehe ich zur Kochschule.

Interview: Karsten Witthoefft

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