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Joshua Redman

Joshua Redman ist, wie sein Vater Dewey, Jazzsaxofonist und Komponist. Und ob Mainstream oder HipHop: Dem Autodidakten Redman ist es gleich. Sein neues Album „Timeless Tales For Changing Times“ (WEA) vereint lauter Coverversionen – von Gershwin über Dylan bis Prince. Und im Interview räumt die kalifornische Frohnatur endgültig mit dem Gerücht auf, er habe Jura studiert …

K!N: Josh, was soll uns der Albumtitel sagen?

Joshua Redman: (lacht) Ich weiß nicht, ich finde, er klingt einfach gut. Aber im Ernst, ich war auf der Suche nach Songs aus den letzten hundert Jahren, die mir persönlich etwas bedeuten und eine zeitlose Qualität haben. Ich wollte im Jazzkontext zeigen, daß sie immer noch relevant für die Gegenwart sind.

K!N: Wie hältst du es mit dem Respekt vor der Tradition?

JR: Tradition an sich verdient keinen Respekt. Ich habe Respekt vor der lebenden Sprache der Musik, und die hat natürlich eine Geschichte. Wenn du ausschließlich die Vergangenheit betrachtest, entfernst du dich von der Gegenwart. Nostalgie hat im Jazz nichts verloren. K!N: Hattest du manchmal Angst, zu sehr wie dein Vater zu klingen?

JR: Eigentlich nicht. Da ich nicht bei meinem Vater aufgewachsen bin, war sein Einfluß auf meine musikalische Persönlichkeitsfindung nicht größer als der von – sagen wir – Sonny Rollins.

K!N: Hast du durchs viele Üben etwas vermißt in deiner Jugend?

JR: Ich habe sicher weit weniger geübt, als du vielleicht annimmst. Ich bin im kalifornischen Berkeley aufgewachsen, wo die Menschen eine sehr liberale Lebenseinstellung haben … Damals habe ich mehr Zeit auf Partys zugebracht als mit Saxofonspielen – und kann auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken.

K!N: Was gab für dich den Ausschlag, Musiker zu werden?

JR: Nachdem ich mit 22 Jahren nach New York gezogen war und die Gelegenheit hatte, mit all den fantastischen Musikern zu spielen, wurde mir erst klar, wie wichtig Musik für mich ist. Ich hatte nicht unbedingt das Gefühl, die Musikwelt bereichern zu müssen. Musiker zu werden war mehr eine persönliche Dienstleistung, die ich mir selber erbrachte.

K!N: Profitierst du in der Musik von deinen Jura-Studien?

JR: Es ist komisch. Alle Leute denken, ich hätte in Harvard Jura studiert. Tatsächlich habe ich Sozialwissenschaften studiert. Ich habe keinen Schimmer von Jura, leider. So brauchte ich auch etwa drei Wochen, um meinen Plattenvertrag zu lesen.

Interview: Wolfgang Drewes

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