Karl Ove Knausgård mit „Der Morgenstern“ jetzt auch auf der Bühne
|In seinen autobiografischen Büchern ging es nur um ihn – in Karl Ove Knausgårds fiktionalem Buch geht es um uns alle. Am Deutschen Schauspielhaus Hamburg ist das jetzt als Theaterstück zu sehen.

Karl Ove Knausgård: Ein Stern geht auf
Der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgård (*1968) ist für seinen erfolgreichen sechsbändigen, autobiografischen Romanzyklus bekannt, der mit „Sterben“ beginnt und mit dem Band „Kämpfen“ endet (der Originaltitel der Buchreihe wurde aus naheliegenden Gründen nicht ins Deutsche übernommen. Er lautet „Mein Kampf“ …). Mit diesen Büchern wurde Knausgård weltberühmt, seine ausufernde Prosa, die vor allem vom Alltag handelt, besitzt eine starke Sogwirkung, ist aber aufgrund ihrer Ichbezogenheit nicht für alle etwas. Sein fiktionaler Roman „Der Morgenstern“ von 2022 nimmt von Knausgård selber als Hauptperson Abstand – und kommt nun auf die Bühne des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg.
Deutsches Schauspielhaus: Die Ungewissheit und der Alltag
Um den Alltag geht es Knausgård im Auftakt zu seinem neuen Romanzyklus, der dieses Jahr schon mit „Die Wölfe aus dem Wald der Ewigkeit“ fortgesetzte wurde, aber immer noch: Am Himmel steht auf einmal ein neuer Stern – keine weiß, wie der Himmelskörper, der hell ist wie die Sonne und weiß wie der Mond, dahin kam, niemand hat ein Ahnung, was der neue Morgenstern bedeutet und was er langfristig für Folgen hat. Was aber alle mitkriegen, das sind die unheimlichen Veränderungen: Tote erwachen wieder zum Leben, die Vögel klingen nicht mehr wie gewohnt, der Wald zieht die Menschen seltsam an. Klar ist: Ähnlich wie eine Pandemie oder die Klimakrise verunsichert der Stern die Gesellschaft in ihren Grundfesten, alles, was sicher war ist nun unsicher. Ist Gott im Spiel? Oder der Teufel? Bahnt sich das Ende an? Oder ein neuer Anfang? Oder ist das Eine auch das Andere? Das erinnert stark an Lars von Triers dystopischen Film „Melancholia“, in dem auch ein neuer Planet auftauchte – und die Erde zerstörte …
Dennoch – und hier trifft sich „Der Morgenstern“ mit der Knausgårds autobiografischem Romanzyklus – müssen die Menschen weiter ihren Alltag bestreiten, ähnlich wie sie es während Corona und jetzt mitten im Ukrainekrieg tun. Hier ist Knausgård wieder ganz bei sich selbst.
Am Deutschen Schauspielhaus führt Regisseur Viktor Bodo den multiperspektivischen Stil des Buchs mit seinen neun Erzählerinnen und Erzählern fort.
Premiere des Stücks ist am 11. Mai.
Lieblingslocations
Kulturtrips
Kultur

- Oper
München: „Aida“ wieder an der Bayerischen Staatsoper
Was an der Neuinszenierung von Verdis Opernklassiker „Aida“ besonders ist, erklärt uns Regisseur Damiano Michieletto hier mal ausführlich.

- Show
Cosplay im Konzertsaal: Manga-Klassiker live auf der Bühne
Zuerst war es ein Manga, dann ein Anime. Jetzt kommt „Naruto“ auf Tour – begleitet von der Livemusik eines großes Orchesters.

- Theater
Cancel Culture von rechts: „Erfolg“ am Residenztheater
Ein fortschrittlicher Geist wird aus politischen Gründen abgesägt, die politische Rechte profitiert, das Individuum leidet. Das neue Münchner Stück nach dem Buch von Lion Feuchwanger ist hochaktuell.

- Comedy
Till Reiners moderiert ZDF Comedy-Sommer und eigene Show
Das große Aufzeichnent beginnt: In der Kölner Location Die Halle wird der ZDF Comedy-Sommer aufgezeichnet und auch dieses Titelungetüm: „Till Reiners Happy Hour XXL – Die Sommerparty“.

- Kabarett
Deutscher Sprachpreis 2023 geht an Bodo Wartke
Der Musikkabarettist und Liedermacher Bodo Wartke erhält am Sonntag in Kassel den Deutschen Sprachpreis 2023