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Klaviere und Knarren: Sarah McKenzie im Interview zu „Without you“

Sarah McKenzie
Sarah McKenzie (Foto: Kharen Hill)

Die Australierin Sarah McKenzie ist eine Weltbürgerin: Während sich die Sängerin und Pianistin von brasilianischer Musik inspirieren lässt, denkt sie daheim in LA auch über ganz andere Dinge nach.

Sarah, von Australien über Paris und London nach LA. Sind deine ganzen Ortswechsel eine Lifestyle-Entscheidung oder ein professionelles Muss?

Sarah McKenzie: Ich folge einfach der Musik. Zuerst hat es mich nach Boston getrieben, um am Berklee-College Musik zu studieren. Das war die Zeit, als ich Australien verlassen habe. Ich musste näher ran an die Quellen der Musik, die ich liebe. Wenn du gut sein willst, musst du von den Besten lernen. Na ja, und dann hat mir das Label Impulse einen Vertrag angeboten – und die sitzen in Paris, also musste ich erstmal dahin. Von da nach London war es nur ein Katzensprung: Wegen der Sprachprobleme in Frankreich ist das irgendwie ein logischer Schritt gewesen.

Und warum dann Los Angeles?

McKenzie: Hier ist das Zentrum für Musik und Entertainment, es entsteht so unglaublich viel Musik, und hier sind so viele Songschreiber und Komponisten am Werk.

Vor mehr als 30 Jahren habe ich Frank Zappa gefragt: Lohnt sich der Trip nach L.A.? Und er sagte: Klar, aber bring ’ne Knarre mit. Ist das heute noch so?

McKenzie: Was, eine Knarre? Okay, ich lebe in einer ziemlich sicheren Gegend – aber man weiß ja nie. Ich liebe LA, aber ich habe gerade ein Stück geschrieben, das „L.A. Police Pursuit“ heißt. Hast du die „Blues Brothers“ gesehen?

Falsche Frage. Es müsste heißen: Wie oft hast du die „Blues Brothers“ gesehen?

McKenzie: Ich liebe die Musik mit Aretha Franklin, Ray Charles und John Lee Hooker. Aber am besten ist das Ende, wenn Jake und Elwood auf dem Weg nach Chicago von mehreren hundert Polizeiautos gejagt werden. Damals dachte ich: Das gibt’s nur im Film. Aber in Los Angeles passiert das jeden Tag, und darüber habe ich ein Stück geschrieben.

„Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen einfach und mittelmäßig sein.“

Lass uns über dein aktuelles Album „Without you“ sprechen. Ein brasilianisch inspiriertes Album, aber eines, das nicht nur nach dem Motto „australische Sängerin und Pianistin spielt brasilianische Musik“ entstehen sollte, richtig?

McKenzie: Ich wollte ein paar von meinen eigenen Stücken und Arrangements da unterbringen. Dann war der Plan, mit dem legendären Jacques Morelenbaum zusammenzuarbeiten. Es ging nicht darum, einfach nur neue Arrangements bekannter Standards abzuliefern. Aber klar, ich komme aus Australien und kann nicht behaupten, authentische brasilianische Musik oder authentischen Jazz zu spielen. Ich interpretiere das alles.

Für mich klingt das Album auch so, dass da jeder in seiner Komfortzone gearbeitet hat und auch die Komfortzone beim Hörer angepeilt war.

McKenzie: Total. Ich denke nicht, dass Musik immer unglaublich kompliziert sein muss. Ich wollte das alles sehr melodisch halten und möglichst vielen Menschen den Zugang zu der Musik ermöglichen. Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen einfach und mittelmäßig sein. Denk mal an Duke Ellingtons „Take the A-Train“: unglaublich komplex, aber eine ganz einfache Melodie.

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