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Zeitgenössische Literatur: Öko-Themen boomen

Der Zustand unserer Umwelt, eigentlich zunächst ein Thema für Wissenschaft und Politik, hat längst auch die Unterhaltungsliteratur erreicht. Und das ist gut so, finden wir.

Die sogenannten „Öko-Thriller“ gab es hier und da bereits in den 80er Jahren, allerdings nur vereinzelt. Spätestens seit dem Roman „Der Schwarm“, in dem Autor Frank Schätzing 2009 ein beklemmendes globales Katastrophenszenario skizziert – ein Roman, in dem die Natur beginnt, sich gegen den Menschen zu wehren – erreicht das drängende Thema Ökologie auch die Liebhaber von Krimis und Thrillern. Auch wir haben im Jahr 2020 Bücher entdeckt, die sich mit dem Klimawandel, dem Artensterben und mehr Nachhaltigkeit auseinandersetzen.

Plädoyers für die Natur

Jetzt im Winter mit seinen langen Abenden haben wir auf der Suche nach Freizeitbeschäftigungen in der dunklen Jahreszeit wieder genügend Zeit zum Lesen. Lektüre gibt es für jeden Geschmack, meistens sind es Krimis oder Thriller, die Öko-Skandale thematisieren oder die Auswirkungen des Klimawandels auf die Menschheit und die Erde.

Wer weder Krimis noch Thriller mag, trotzdem aber mit einem Öko-Thema liebäugelt, kann sich Bücher von Maja Lunde vornehmen, die gleichzeitig auch Plädoyers für die Natur sind. Zu den heute bedrängenden Fragen des Umweltschutzes gehört der fortschreitende Verlust der Artenvielfalt und besonders das Insektensterben. Jedes Jahr gehen weltweit rund zwei Prozent der Insekten verloren.

Ohne Bienen kein Leben

Die industriell betriebene Landwirtschaft trägt mit dem Einsatz von Pestiziden und Kunstdüngern dazu bei, dass verschiedene Arten keine Nahrung mehr finden, weil von der ursprünglichen Pflanzenvielfalt nichts mehr bleibt. Das gilt besonders für Bienen. Maja Lunde hat in ihrem Buch „Die Geschichte der Bienen“ eindrücklich dargelegt, dass ohne diese Honigsammler das Leben auf der Erde deutlich anders aussehen würde. Imker berichten von schlechten Überlebenschancen und dem Verschwinden ihrer Bienenvölker. Lundes „Die Geschichte der Bienen“ zum Beispiel ist so ein Buch, das aufrüttelt. Der hochgelobte Erstling der norwegischen Schriftstellerin wurde mit großem Erfolg in über 30 Länder verkauft. Auch ihr zweites Buch „Die Geschichte des Wassers“ bekam gute Kritiken.

Foto: © dife88

Bäumen geht es weiter schlecht

Lange Zeit aus dem öffentlichen Bewusstsein geraten schien zudem das Waldsterben, das Anfang der 1980er-Jahre in Deutschland eines der großen umweltpolitischen Themen war. Horrorszenarien von unmittelbar bevorstehenden großflächigen Waldverlusten machten die Runde – und verschwanden wieder, nachdem die technischen und wirtschaftlichen Maßnahmen zur Eindämmung des sauren Regens gegriffen hatten. Tatsächlich aber geht es den Bäumen heute weiterhin schlecht, auch wenn inzwischen die Ursachen andere geworden sind. Nicht mehr der saure Regen, sondern die Überdüngung des Bodens und der Wassermangel infolge des Klimawandels machen ihnen vielerorts zu schaffen.

Gegen das Baumsterben

In der einschlägigen Krimi- und Thriller-Literatur durchaus ein Thema, obwohl im Grunde ein Sachbuch in der jüngeren Vergangenheit für Aufsehen gesorgt hat: „Die geheime Sprache der Bäume“ von Erwin Thoma. Ein Buch, das den Fokus auf mehr Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Sinn legt – und eine Liebeserklärung an die Bäume.

Krank sind jedoch nicht nur die Wälder, sondern auch viele Stadtbäume, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ebenfalls infolge des Klimawandels zunehmend durch Krankheiten gefährdet sind. „Nachpflanzen“ ist für viele, die um das letzte bisschen Grün in den Städten fürchten, das Gebot der Stunde, um weiteres Baumsterben zu verhindern. Allerdings ist Umsicht geboten, denn nicht immer ist am Ende „gut gemeint“ tatsächlich auch „gut gemacht“. Im Worst Case können nicht fachgerecht eingepflanzte Bäume nämlich zu einer echten Gefahr werden.

Literatur für die Umwelt

Bücher wie diese, aber auch weniger hochkarätige Krimis und Thriller, die das Thema Umweltzerstörung aufgreifen, können der Sache nur nutzen, denn die Umwelt befindet sich in keinem guten Zustand, die aktuellen und absehbaren Folgen des Klimawandels nehmen längst bedrohliche Ausmaße an.

„Europa wird seine Ziele für 2030 nicht erreichen, wenn es in den nächsten zehn Jahren nicht dringend gebotene Maßnahmen gegen den alarmierenden Rückgang der Artenvielfalt, die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels und den übermäßigen Verbrauch natürlicher Ressourcen ergreift“, warnt die Europäische Umweltagentur in ihrem Bericht „Zustand der Umwelt 2020“. Da hatte die wohl bekannteste Umweltaktivistin der Welt und Fridays for future-Gründerin Greta Tunberg ihr Buch „Szenen aus dem Herzen“ schon längst veröffentlicht. „Ich will, dass Ihr in Panik geratet“ wird die junge Schwedin zu ihrem Buch zitiert. Kein Öko-Thriller, sondern eher eine Biografie, die aus Sicht ihrer Mutter geschrieben wurde und das Leben der Familie Tunberg als Umweltaktivisten beschreibt.

Wachsendes Bewusstsein

Ob es Lesern bei der Lektüre von Öko-Thrillern oder Umwelt-Krimis vor Spannung den Atem verschlägt oder sie sich wohlig gruseln, ist im Grunde gleich. Wichtig ist, dass immer mehr Menschen ein größeres Umweltbewusstsein entwickeln. Die vielen Autoren, die auf den Zug aufspringen und sich dieser Thematik verschrieben haben, tragen zum Umdenken bei – selbst dann, wenn ihre Bücher in erster Linie für Spannung sorgen wollen.

Foto: © Couleur

Noch kein Kurswechsel

Dass das bisher Getane längst nicht im Sinne eines harten Kurswechsels ausreicht, dem Klimawandel und seinen sich abzeichnenden dramatischen Folgen für die Umwelt wirklich nachhaltig zu begegnen – darüber gibt es eigentlich keine zwei Meinungen. Größtenteils sind es die Treibhausgase, die unser Klima nachhaltig beeinflussen.

Die Auswirkungen bemerken wir schon länger, zum Beispiel an den Jahreszeiten. Die Sommer stellen immer neue Hitzerekorde auf, und Meteorologen verzeichnen die vergangenen Jahre als die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Denn immer noch wird auf der ganzen Welt noch zu viel Kohlendioxid ausgestoßen, in Deutschland waren es laut Bundesregierung im Jahr 2019 rund 805 Millionen Tonnen an Treibhausgasen.

Endzeitliche Visionen

Das alles sind Themen, die viele Schriftsteller zu neuen Romanen bewegen – ob aus tiefster Überzeugung, einen literarischen Beitrag zur Aufklärung über Situation zu leisten oder schlicht, um Geld zu verdienen, sei dahingestellt. Gerade im Dezember 2020 erschien ein Thriller von Tom Roth, der mit dem Klimawandel eines der wichtigsten Themen unserer Zeit behandelt.

Die Helden dieses Genres sind oft Umweltaktivisten, die sich gegen Geldgier, Macht und Profit stemmen, und das manchmal mit dem Leben bezahlen. Schauplätze dieser Konflikte sind die unterschiedlichsten Länder dieser Erde. Auch der deutsche Umweltthriller-Autor Uwe Laub hat im April 2020 einen neuen Roman auf den Markt gebracht, nur ein paar Monate vor Wolf Harlander, der den Jahrtausendsommer zum Anlass genommen hat, in seinem Thriller beklemmend endzeitliche Visionen zum Fortbestand der Menschheit zu entwickeln.

Bücher:

Maja Lunde: Die Geschichte der Bienen

Warum die Bienen sterben, weiß niemand genau. Wenn die Biene ausstirbt, stirbt auch der Mensch, sind sich Forscher sicher, denn 80 Prozent aller Pflanzen müssen von Bienen bestäubt werden. Vor diesem Hintergrund hat Maja Lunde einen Roman geschrieben, der die Bedeutung der Biene für die Erde und den Menschen in den Mittelpunkt rückt und auf drei Zeitebenen spielt. Die Autorin zeigt Zusammenhänge auf, warum die Bienen bedroht sind und analysiert anschaulich, was ihr Verschwinden für den Menschen bedeuten würde.

Uwe Laub: Blow Out

Blow Out ist ein Thriller, in dem eine hochgeheime Akte eine Rolle spielt. Vor dem Hintergrund eines rasant steigenden Meeresspiegels, Evakuierungsmaßnahmen und einer Umweltkatastrophe entwickelt der Autor mit seinem Öko-Thriller ein spannendes Szenario, bei dem ein kritischer Journalist die Hauptrolle spielt.

Greta Tunberg/Svante Tunberg/ Malena Eernman/Beata Ernmann: „Szenen aus dem Herzen“ – Unser Leben für das Klima

Dieses Buch erzählt vom Leben der schwedischen Familie Tunberg und davon, wie Greta den Klimaschutz für sich entdeckt hat. Gleichzeitig zeigt es den Umgang der Familie mit dem Asperger-Syndrom, an dem Greta erkrankt ist. Der Leser erfährt auch, wie Gretas Auseinandersetzung mit dem Klimawandel die Gewohnheiten der Familie verändert. Der Verkaufserlös des Buches, so die Familie, geht an verschiedene Umweltorganisationen.

Erwin Thoma: Die geheime Sprache der Bäume

Eine Liebeserklärung des Autors an den Wald und seine Wunder. Der Förster Erwin Thoma gehört zu den „Baum-Weisen“ der heutigen Zeit und berichtet von Geheimnissen der Wälder und des Holzes. Mit seinem Bestseller hat er auch dem Thema Nachhaltigkeit unter dem Stichwort „Leben mit Holz“ Schub gegeben. Der Leser begibt sich mit Thoma außerdem auf die Spuren vom uralten Wissen der Bäume.

Wolf Harlander: 42 Grad

Harlander hat sich den Jahrtausendsommer vorgenommen und diesen in einen spannenden Öko-Thriller eingebettet. Trotz Warnungen leben die Menschen weiterhin unbesorgt, bis Waldbrände auftreten, Flüsse austrocknen und die Atomkraftwerke vom Netz genommen werden müssen. Menschen begeben sich auf die Suche nach Wasser, die Zivilisation droht, zusammenzubrechen. Ein Hydrologe und eine IT-Spezialistin versuchen, die Katastrophe aufzuhalten, kommen dabei aber mächtigen Kräften in die Quere.

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