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„Mein sprechender Goldfisch“: Wenn nichts mehr hilft, hilft ein Fisch

Der Notar Philippe (l.) hat einen Goldfisch gekauft, dieser ist seinem besten Freund Olivier (r.) jedoch nicht ganz geheuer.
Der Notar Philippe (l.) hat einen Goldfisch gekauft, dieser ist seinem besten Freund Olivier (r.) jedoch nicht ganz geheuer. (Foto: Les Films du Poisson)

In der skurrilen Serie „Mein sprechender Goldfisch“ scheint der 50-jährige Olivier von einem Unglück ins nächste zu stolpern. Doch ein kleiner, goldener Freund könnte seine Rettung sein.

„In China sind Krise und Chance dasselbe Wort“ – mit dieser Weisheit versucht sich der 50-jährige Immobilienmakler Olivier (Mathieu Amalric) sein Leben schönzureden. Denn wenn er von irgendetwas mehr als genug im Leben hat, dann sind es Krisen: Seit seiner Scheidung ist er chronisch pleite, lebt vorübergehend in Wohnungen, die er eigentlich vermitteln soll, seine Teenie-Tochter Sophie (Ixyane Lété) hasst ihn, sein Vater Rémi (Eddy Mitchell) ist ein unzurechnungsfähiger Trinker und jetzt ist auch noch seine Mutter gestorben. Die schwarzhumorige, französische Serie Mein sprechender Goldfisch (ab sofort in der Arte-Mediathek) schickt den abgehalfterten Olivier von einem Unglück ins nächste – und wird dabei zunehmend skurril.

„Mein sprechender Goldfisch“: Ab sofort in der Arte-Mediathek

Oliviers Leben könnte aktuell kaum beschissener sein. Woran er sich festhält? Humor und der Glaube an ein Happy End. Als seine Mutter ihm unverhofft eine millionenschwere Immobilie vererbt, scheint der Beginn seines neuen, glänzenden Lebens zum Greifen nahe. Doch wie Olivier als Makler eigentlich wissen müsste, bringen Immobilien nicht nur Glück: In dem baufälligen Mehrfamilienhaus lebt immer noch eine alte Frau und langjährige Freundin seiner Mutter, die sich weigert, das Haus zu verlassen, und so Oliviers Verkaufspläne durchkreuzt.

Bei der gemeinsamen Erstbegehung des Hauses verunglückt Oliviers bester Freund und Anwalt Philippe (Philippe Jeusette) tödlich. Alles, was von ihm bleibt, ist ein Goldfisch, der eigentlich für Philippes ungeborenes Kind gedacht war. Und zu allem Überfluss scheint der Fisch auch noch sprechen zu können. Für Olivier ist das in seiner jetzigen Situation das kleinste Problem – doch als er plötzlich in den 70er Jahren aufwacht, nur noch mit dem Goldfisch an seiner Seite, ist das selbst für ihn zu viel.

Rémi (Eddy Mitchell, l.) ist doch etwas davon angefressen, dass sein Sohn Olivier (Mathieu Amalric, r.) ein Haus geerbt hat – und er selbst nur eine Streichholzsammlung.
Rémi (Eddy Mitchell, l.) ist doch etwas davon angefressen, dass sein Sohn Olivier (Mathieu Amalric, r.) ein Haus geerbt hat – und er selbst nur eine Streichholzsammlung. Foto: Foto: Les Films du Poisson

Das israelische Regie- und Autorenpaar Etgar Keret und Shira Geffen inszeniert mit Mein sprechender Goldfisch eine subtile Serie voller unerwarteter Wendungen und grotesker Momente, die zum Lachen, Weinen und Kopfschütteln gleichzeitig einladen. Mathieu Amalric verkörpert den schmalen Grat zwischen totalem Irrsinn und liebenswerter Freundlichkeit hervorragend und der bizarre Humor weckt unweigerlich Assoziationen zu „Fargo“. Die kommenden Folgen werden zeigen, ob der Balanceakt gelingt, der Tragikomödie eine Zeitreisegeschichte zu implementieren.

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