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Nick Park

Eigentlich ist Nick Park weltberühmt. Würden ihm nicht seine beiden größten Geniestreiche die Show stehlen: die Plastilinfiguren Wallace und Gromit. Dem knuffigen Erfinder und seinem findigen Hund darf der 46-jährige Park höchstens in den Wagen helfen oder das Bett machen – wenn er ihre Abenteuer inszeniert.

_ulysses: Mister Park, „Wallace & Gromit“ sind mit Kurzfilmen zu Kult geworden. Was macht Sie so sicher, dass die beiden auch über die Länge eines Kinofilms Kurzweil bieten?

Park: Weil ich mehr Zeit in die Story investiert habe als je zuvor. Man muss das Auf und Ab der Geschichte gezielt planen, Höhen und Tiefen pointiert setzen. Sonst verliert der Zuschauer schnell das Interesse. Wir haben das mit detaillierten Storyboards gemacht, in der wir den ganzen Film vorab auf Papier gezeichnet haben. Allerdings wich die endgültige Szene fast immer davon ab, weil man bei einem so komplizierten Verfahren nie sehen konnte, wie sich alles entwickelt.

_ulysses: Der Charme von „Wallace & Gromit“ lag in der sympathischen Hingabe der kleinen Firma Aardman Animations. Wie kann man sich das bei einem Budget von 80 Millionen Dollar erhalten?

Park: Wir hatten mehr Druck als normal, das ist richtig. Aber die Herstellung dieser Trickfilme kann nicht industrialisiert werden, alles beruht auf persönlichem Einsatz. Wer bei den alten Kurzfilmen genau hinsieht, wird hier und da sogar Fingerabdrücke erkennen. So etwas durften wir uns bei diesem Film zwar nicht mehr leisten, aber ich habe trotzdem versucht, mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

_ulysses: Reichlich schwer, denn Dreamworks-Studiomogul Jeffrey Katzenberg hatte das Sagen. Beim Filmfestival in Cannes dieses Jahr übernahm der als Kontrollfreak bekannte Produzent sogar die Vorstellung der ersten fertigen Szenen!

Park: Ich habe mich einerseits geehrt gefühlt, dass er Interesse an meinen Ideen hatte, bin aber andererseits natürlich auch froh, dass ich 5 000 Meilen von ihm entfernt in meinem Studio in Bristol in England arbeiten konnte. Alle zehn Wochen sind er und ein vierköpfiges Beraterteam mit seinem Privatjet für achtstündige Meetings eingeflogen, um die neuesten Szenen zu begutachten. Dann kamen jede Menge scharfe Ratschläge und Ideen darüber, was man hätte besser machen können. Allerdings hat Katzenberg auch respektiert, wenn wir uns ab und an dagegen entschieden haben.

_ulysses: Nun sind Sie aber Künstler und kein Geschäftsmann …

Park: Wir sind miteinander klar gekommen. Wir waren zwar privat noch nie etwas trinken, aber ein Geschäftsdialog kann auch inspirieren. Was kreative Dinge anging, hatte ich das letzte Wort.

_ulysses: Sie scheinen Ihren Job zu lieben. Für was gibt ein Workaholic wie Sie sein hart erarbeitetes Geld aus?

Park: Ich lege keinen besonderen Wert auf Luxus. Genug ist genug. Ich brauche keine teuren Autos oder Juwelen, um glücklich zu sein. Ich begebe mich gern auf Abenteuertrips in die Wildnis, da finde ich Ausgleich. Ansonsten lebe ich in meinem kleinen Haus in Bristol fröhlich vor mich hin. (lacht)

_ulysses: Haben Sie noch Träume?

Park: Und ob! Erst gestern Nacht habe ich die Story um meine Animationsfiguren weitergeträumt. Einmal kam am Ende eines Traums sogar so etwas wie ein Abspann vor. Können Sie sich das vorstellen?

Interview: Johannes Bonke

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