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Bei diesem „Pärchenabend“ ist Eskalation garantiert!

Pärchenabend ZDF Mediatehk
Von links: Matze (Jacob Matschenz), Nesrin (Carol Schuler), Anne (Adina Vetter), Caro (Alwara Höfels), Tarek (Serkan Kaya) und Philipp (Ken Duken) (Foto. ZDF und Luis Zeno Kuhn)

Was geht schief, wenn sich drei einst befreundete Paare an einem Abend wiedertreffen und alles auf den Tisch kommt? Natürlich alles – und das ist auch gut so!

Erst am 2. September im ZDF, aber jetzt schon in der ZDF-Mediathek: Ein „Pärchenabend“ der komisch-katastrophalen Sorte mit starken Dialogen und einem spielfreudigem Ensemble. Drei Paare verabreden sich für ein gemeinsames Abendessen. Niemand hat so richtig Lust auf ein Wiedersehen, denn ein ungeklärter Konflikt von früher hatte die ehemalige Clique vor langer Zeit so gut wie aufgelöst. Regie hat Leo Khasin geführt, das Drehbuch stammt von Alexandra Maxeiner nach ihrem eigenen Theaterstück.

Zudem haben alle Paare so ihre speziellen Situationen: Anne (Adina Vetter, „Wir sind dann wohl die Angehörigen“) und Philipp (Ken Duken, „Drift – Partners in Crime“) führen einen täglichen Kleinkrieg, der sie aber auch zusammenhält. Philipp will Tarek an diesem Abend mal so richtig die Meinung sagen über die Sache mit Mona damals. Tarek (Serkan Kaya, „KBV – Keine besonderen Vorkommnisse“) wiederum bräuchte wirklich eine Kopfwäsche, er betrügt nämlich seine Ehefrau Caro (Alwara Höfels, „Mein Freund, das Ekel“) – und das auch noch mit Anne! Matze (Jacob Matschenz, „Viktor bringt’s“) wiederum  ist frisch mit Nesrin (Carol Schuler) zusammen, die vorher fünf Jahre lang in einer Affäre vergeblich darauf gewartet hat, dass ihr Lover sich wie versprochen von seiner Frau trennt. Pärchenmärchen pur!

„Pärchenabend “ in der ZDF-Mediathek: erst Dessert, dann Tribunal

Schon beim Eintreffen von Anne und Philip sowie Nesrin und Matze bei ihren Gastgebern Caro und Tarek wird klar, dass der Abend verschiedene Eskalationsstufen garantiern wird. Warum guckt Nesrin Philipp so befangen an? Was macht Annes Handy in Tareks Schrank? Was ist mit Mona passiert? Ist Philipp ein Mansplainer? Und warum ist Tarek heute kein Antikapitalist mehr? Mit jedem Gang kommt Unausgesprochenes auf den Tisch, Geheimnisse werden gelüftet, Freundschaften angezweifelt, Allianzen neu geschmiedet und gleich wieder verworfen. Ein Anruf bei der alten Freundin Mona (Marleen Lohse) soll endlich Klarheit bringen, sorgt aber nur für neue Überraschungen. Und egal, wie sehr hier die alten Freundschaften den Beteiligten noch in der Gegenwart um die Ohren fliegen: Dessert muss sein – und danach beginnt das Tribunal!

Was ist gut? Wir freuen uns über die pointierte Darstellung der verbalen und nonverbalen Fallstricke von Beziehungen und über die schmerzhaften Wahrheiten, die wir uns nie sagen. Genüsslich seziert „Pärchenabend“ die verlogen-chauvinistischen Gründe der Männer fürs Fremdgehen („Immer geht’s nur um die Kinder! Und den Alltag! Wo bleibt die Romantik?“) und die komplexen Hürden des modernen Familienalltags, der theoretisch gleichberechtigt ist, den aber in der Regel die Frauen und Mütter wuppen, weil die Männer ja arbeiten müssen – wofür die Frauen dann mit „Immer geht’s nur um die Kinder! Und den Alltag! Wo bleibt die Romantik?“ und Affären der Kerle belohnt werden.

Bester Satz „Erinnerst du dich noch an meine Hämorrhoiden-Behandlung letztes Jahr? Ich dachte ja, das wäre ein pain in the ass gewesen. Aber nach einer Minute mit Philipp ist da noch Luft nach oben!“

Fazit Ein rasanter Filmspaß aus der Rubrik „Der Vorname“ oder „Das perfekte Geheimnis“ – nur mit weniger Starpower, und daher noch realitätsnäher und böser. Nur der Schluss hätte etwas besser sein können.

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