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Romano: Alles über seine Mutter

Mit viel Witz pegelt Romano wieder HipHop und die Welt aus. Doch gibt es ein Thema aus seiner Vergangenheit, zu dem er ausnahmsweise lieber nichts sagt.

Romano, als du vor zwei Jahren „Jenseits von Köpenick“ veröffentlicht hast, war das Misstrauen groß. Trotzdem ist es dir am Ende gelungen, die für Deutschland so typische Trennung zwischen Humor und Ernsthaftigkeit einzureißen, oder?

Romano: Klar, am Anfang gab es immer wieder den Verdacht, ich wäre eine reine Kunstfigur. Kann man diesen Typen überhaupt ernst nehmen? Dann wurde nach Schubladen gesucht, in die ich reinpasse. Am Ende war da für mich aber ein großes Glücksgefühl, weil eben doch sehr viele Menschen gesehen haben, dass es verschiedene Ebenen gibt: Für mich ist es das Tollste, wenn ich es schaffe, tiefe Themen auf eine lockere Art und mit einem Augenzwinkern rüberzubringen. Das sind dann nämlich die Sachen, die im Kopf bleiben.

War das ein anstrengender Überzeugungskampf? Fast jedes Medium hat dich damals daheim in Köpenick besucht, mit der Hoffnung, dich als Faker zu entlarven, der nach den gescheiterten Metal- und Schlagerprojekten nur einen weiteren, abgezockten Karriereplan verfolgt.

Romano: Ich mache nun schon seit 18 Jahren Musik – da kann mich so schnell nichts mehr erschüttern. Wäre das Projekt am Reißbrett entstanden, hätte ich aber nicht all denjenigen trotzen können, die versucht haben, mich aus der Reserve zu locken. Natürlich habe ich in der Vergangenheit ganz unterschiedliche Sachen gemacht, aber ich kann sagen, dass ich das alles mit Liebe und Leidenschaft gemacht habe – ob das nun Rockmusik, Drum ’n’ Bass oder Schlager gewesen ist oder jetzt eben sprechgesanglastige Musik. Ich habe nie probiert, mich anzupassen oder zu gefallen. Durch die Aufmachung des Projekts, die Themen oder meine Erscheinung werde ich immer wieder spalten. Aber das ist ja auch super. Kunst soll nicht gefällig sein, sondern für Unruhe sorgen.

Bei der neuen Platte „Copyshop“ besteht jetzt allerdings das große Risiko, dass du dir durch den Song „Mutti“ eine Kritikerin aus den eigenen Reihen einhandelst.

Romano: Nö, die Mutti mag den Song, und als ich das Album hier in Berlin im Säälchen vorgestellt habe, saß sie natürlich auch im Publikum. Ihr einziger Einwand war, dass sie ja gar keine Eier habe, aber da habe ich ihr dann erklärt, dass es einfach heißen soll, sie habe die Hosen an. Das fand sie super. Natürlich sage ich in dem Song, dass sie weder die beste Autofahrerin noch die beste Köchin ist, aber für mich sind ihre Schwächen ja gleichzeitig ihre Stärken. Für mich macht sie das zu einem total liebenswerten Menschen. Ich wollte einfach eine kleine Ode an meine verrückte Mutti schreiben, als Gegengewicht zu der Art und Weise, wie das ansonsten im HipHop zum Thema wird.

Man denkt immer, es wäre ein Klischee, aber bei vielen Musikern wie etwa dem ganzen 187-Strassenbande-Umfeld wird ja tatsächlich in jeder zweiten Textzeile die Mutter des Kontrahenten gefickt.

Romano: Alle können gedisst werden, aber wenn es um die Mutter geht, wird der Panzer vor die Haustür des anderen gefahren. Einerseits ist HipHop in weiten Teilen nach wie vor extrem frauenfeindlich, andererseits wird die Mutter als Maria-Figur stilisiert. Da haut doch etwas nicht hin, das sollte sich ganz dringend mal ein bisschen einpendeln.

Ganz generell sind die Texte auf „Copyshop“ persönlicher, gleichzeitig gelingt es dir aber auch viel mehr als zuvor, die Welt einzubeziehen und Gesellschaftskritik zu üben.

Romano: Stimmt, mit der letzten Platte habe ich meine Welt vorgestellt, aber obwohl es jetzt auch mal raus aus Köpenick geht, hole ich die Zuhörer noch näher an mich ran. Der „Klaps auf den Po“ war der erste Körperkontakt, und wo man sich jetzt schon so nah ist, will ich auch nicht ausweichen. Man soll mehr von mir erfahren. Deswegen auch der Titel, denn ich habe ja acht Jahre meines Lebens im Copyshop verbracht. Gleichzeitig geht mit dem Song ja auch die große, bunte Welt auf, und die heutzutage so heiß diskutierte Frage, wer denn eigentlich der Dieb und wer das Genie ist, kann gleich mitverhandelt werden.

Zu „Copyshop“ hast du ja auch ein zehnminütiges Video veröffentlicht, in dem du viele persönliche Geschichten zum Thema erzählst.

Romano: Ja, das war damals für mich schon eine spannende Zeit, und ich überlasse jedem Betrachter die Entscheidung, wie er sich dazu positioniert. Der Copyshop lief für mich immer parallel zur Musik: Morgens bin ich um acht Uhr in den Laden losgefahren, abends war ich dann im Studio, und am Wochenende habe ich Konzerte gespielt. So war sichergestellt, dass ich immer etwas im Kühlschrank habe. Ich wollte die Musik von den finanziellen Zwängen freihalten: Manche Musiker entscheiden sich ja auch dafür, eine Coverband zu gründen, um Geld zu verdienen, aber meine Musik sollte rein bleiben.

Besonders reizvoll waren bei deinem Brotjob ja wohl nicht zuletzt die krummen Geschäfte unterm Ladentisch, die du im Video andeutest …

Romano: Du kannst mich wirklich alles fragen, aber bei diesem Punkt möchte ich es dann doch lieber bei dem belassen, was ich im Video erzähle. Das ist schon aussagekräftig genug.

Interview: Carsten Schrader

 

TOUR

25. 10. Dresden

26. 10. Leipzig

27. 10. Erfurt

28. 10. Nürnberg

2. 11. München

3. 11. Freiburg

4. 11. Stuttgart

6. 11. Frankfurt

7. 11. Köln

9. 11. Berlin

10. 11. Hamburg

11. 11. Bremen

12. 11. Hannover

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