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Superpunk

Mit der aktuellen CD „Einmal Superpunk, bitte!“ kämpfen die fünf Hamburger gegen ihren Ruf als politische Band. Sänger Carsten Friedrichs hat nämlich was ganz anderes im Sinn: die Liebe.

citymag: Carsten, ihr geltet als politische Band. Warum fahrt ihr das ausgerechnet jetzt zurück, wo Politpop trendy ist?

Carsten Friedrichs: Wenn etwas Trend ist, dann reagiere ich automatisch mit einer Abwehrhaltung und mache ganz bewusst etwas anderes. Bei der letzten Platte wurden wir festgelegt – wegen einiger Texte, die man auch politisch verstehen kann. Da wurden absolut widersinnige Vergleiche zu Bands wie Ton, Steine, Scherben gezogen. Dabei habe ich festgestellt, dass es sehr schwierig ist, in zweieinhalb oder drei Minuten etwas explizit Politisches zu machen, was nicht platt ist. Ich sehe uns in erster Linie als Rock’n’Roll-Band, und der ganze Überbau, der jetzt wieder bei deutschen Bands aufgesetzt wird, nervt mich einfach.

citymag: Man ist ja auch in merkwürdiger Gesellschaft, wenn man mit der Erkenntnis hausieren geht, dass Amerika doof ist, oder?

Friedrichs: Jeder kann ja seine Meinung haben, aber die sollte er auch selbst kritisch hinterfragen. Wenn Leute sagen, sie sind antikapitalistisch, dann klingt das ja ganz gut. Wenn man dann aber genauer hinsieht, dann sind Nazis genauso antikapitalistisch wie ehrenwerte Leute. Und auch die Islamisten sind antikapitalistisch. Diese Themen sind komplexer, als es auf dem ersten Blick scheint, und deswegen ist es auch so schwierig, solche Inhalte in Popsongs zu packen. Ähnlich war das mit dieser Bewegung gegen den Irak-Krieg, die in Deutschland entstanden ist. Aus dem Schulterschluss ganz unterschiedlicher Leute wurde plötzlich eine deutsche Identität gezogen. Wenn aus so etwas eine Volksgemeinschaft entsteht, dann ist das total gefährlich und unbedingt abzulehnen.

citymag: Warum hast du dich dann auf der neuen Platte nicht einfach mal an einem Liebeslied versucht?

Friedrichs: Ein explizites Liebeslied zu schreiben, ist sehr schwierig, weil vieles einfach schon abgedroschen ist. Trotzdem würde ich das gern einmal können. Aber auch Serge Gainsbourg hat ja bis „Je t’aime“ nur über Tankerunglücke oder Bonnie & Clyde geschrieben.

Interview: Carsten Schrader

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