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Tele

Ihr aktuelles Album „Wovon sollen wir leben“ braucht sich auch vorm neuen Werk von Wir Sind Helden nicht zu verstecken. Sänger Francesco Wilking macht sich trotzdem schon mal Gedanken über die Zeit nach dem Deutschpop-Hype – und seine Erfolgsaussichten bei einer Schlägerei mit Limp-Bizkit-Sänger Fred Durst.

citymag: Francesco, ob Quote oder nicht, mit deutschsprachigem Pop habt ihr zur Zeit ja gute Verdienstaussichten, oder?

Francesco Wilking: Der Erfolg von Bands wie Wir Sind Helden macht Platz für Musiker, die sich anders verstehen, aber ähnlich rezipiert werden. Aber wir müssen uns nicht in diesen Kontext stellen, wir genügen uns selbst.

citymag: Mit der neuen Platte seid ihr zu einer großen Plattenfirma gewechselt. Haben euch die alten Fans wie üblich Verrat an der Indieszene vorgeworfen?

Wilking: Wir haben schon eine derart lange Musikgeschichte, auch in Bands vor Tele, dass man uns diesen Wechsel ja nun wirklich nicht übel nehmen kann. Jahrelang haben wir selber Konzerte gebucht und Platten in Eigenregie aufgenommen. Es ist dumm und unseriös, wenn man Musik auf gewisse Schlüsselreize reduziert: In welcher Stadt lebt die Band? Bei welcher Plattenfirma veröffentlichen die? Musik sollte doch bitte anders funktionieren.

citymag: Aber verliert ihr jetzt nicht viele Freiheiten?

Wilking: Wir verfolgen die Entwicklungen in der Musikindustrie und überprüfen, was für uns am besten ist. Schließlich sind wir nicht mehr 17 und haben ein verklärtes Bild von Zigarre rauchenden, dicken Plattenbossen, die uns in eine Limo stecken wollen. Und unsere Plattenfirma weiß, dass wir keine Band sind, die geformt werden kann.

citymag: Macht ihr euch Gedanken, was mit Tele nach dem Deutschpop-Hype geschieht?

Wilking: Bis jetzt haben wir noch nicht erfahren, dass die Sympathie für deutschsprachige Popmusik ins Gegenteil umschlägt. Kann natürlich sein, dass wir Angst bekommen, wenn die ersten bösen Resonanzen da sind. Wir wurden immer auch mal negativ besprochen, aber in die Fresse wollte uns bisher niemand hauen. Warum auch? Ich kann mir selbst kaum einen Musiker vorstellen, dem ich auf die Fresse hauen möchte. Fred Durst von Limp Bizkit vielleicht – aber der würde sofort ungleich fieser zurückhauen.

Interview: Carsten Schrader

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