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Das Thalia Theater bringt Stuckrad-Barres „Noch wach?“

Thalia Theater
„Noch wach?“ am Thalia Theater in Hamburg (Foto: Krafft Angerer)

Der Skandal um Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt ist am Thalia Theater in Hamburg Thema der Bestseller-Adaption. Aber ist das überhaupt noch aktuell?

Thalia Theater: Ist das noch aktuell?

Mit „Noch wach?“ von Benjamin von Stuckrad-Barre kommt am Thalia Theater in Hamburg ein Schlüsselroman über den Axel-Springer-Verlag auf die Bühne, Regie führt Christopher Rüping, der auch die Bühnenfassung schrieb. Uraufführung ist am 8. September.

„Noch wach?“, oder schläfst du schon?

Als das Buch, das mit leicht verklausulierten Figurenpersonal den Medienskandal um den ehemaligen Chefredakteur der Bild-Zeitung, Julian Reichelt, erschien, war der Hype groß: Wie würde Stuckard-Barre, der eng befreundet war mit Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, die Sache angehen? Hat er Insiderwissen, das wir nicht haben? Stuckrad-Barre jedenfalls beendete seine Freundschaft mit Döpfner wegen Reichelt. Reichelt wurde Machtmissbrauch vorgeworfen, er soll Affären mit jungen Kolleginnen gehabt haben, die er erst förderte, die ihm dann aber Mobbing vorwarfen und das Ausnutzen von Abhängigkeitsverhältnissen. Reichelt wurde entlassen, Döpfner verteidigte ihn aber auch an einer SMS an Stuckrad-Barre, die dieser den Medien zuspielte.

Im Roman und auch am Thalia Theater erzählt ein Ich-Erzähler die Geschichte. Hier ist es ein TV-Chefredakteur, der eine Nachwuchsjournalistin zum Sex nötigen will, der Ich-Erzähler bekommt die SMS gezeigt, die an die junge Frau gerichtet war. Durch diesen Vorfall geht der ich-Erzähler, wohl Stuckrad-Barre, auf Distanz zu seinem Freund, dem CEO des Senders, in dem wir klar Döpfner Wiedererkennen können.

Als der Roman „Noch wach?“ dann erstmal draußen war, legte sich die Aufregung schnell, die Kritiken fielen durchschnittlich aus, die Aufregung ebbte rasch ab. Von daher ist die Frage, ob am  Thalia Theater nicht einem längst verwehten Hype hinterherinszeniert wird, wo die Aufmerksamkeitskarawane doch längst weitergezogen ist.

Christopher Rüping hat am Thalia Theater schon Benjamin von Stuckrad-Barres „Panikherz“ inszeniert und stellt in seinen Arbeiten regelmäßig Fragen an die Gegenwart und an die zeitgenössischen Themen in unterschiedlichsten Spielformen und freier Herangehensweisen. Zuletzt inszenierte er am Thalia Theater Thomas Köcks Klimatrilogie „Paradies“ und den Roman „Brüste und Eier“ von Mieko Kawakami.

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