Öl und Gewalt: Meisterwerk „There will be Blood“ beim RBB
Paul Thomas Andersons episches Drama um Öl, Gier und Amerika ist ein Monster von einem Film! Und unbedingt sehenwert.
Heute beim RBB und bis 6. Juli in der ARD-Mediathek: Am Anfang steht ein bedrohlich anschwellendes Crescendo aus schreienden Geigen, das sich bis zu einem Alarmton hochtreibt. Musik, wie sie auf dem Scheitelpunkt einer Mordszene in einem Horrorfilm vorkommt. Doch hier ist sie völlig deplatziert, denn hier gibt es nur eine karge Felswüste, unwirtlich und menschenleer. Dann ein Mann, der wortlos in einem Schacht nach Silber gräbt, sich ein Bein bricht, weitermacht und auf Öl stößt. Er verliert seinen Kompagnon, nimmt sich dessen Sohn an, nunmehr wohlhabend.
Bis zu dieser Stelle ist in Paul Thomas Andersons Film nicht ein einziges Wort gesprochen worden, gute 15 Minuten in den Film hinein. Der Wille von Daniel Plainview (Daniel Day-Lewis, für die Rolle mit dem Oscar ausgezeichnet) sagt mehr als alle Begriffe. Und wer jetzt noch nicht von diesem Monster von Film gepackt ist, der wird es in den restlichen 145 Minuten auch nicht. Ein Monster, das ist auch der Ölförderer Plainview, besessen vom schwarzen Gold, hinterlistig, zielorientiert, brutal, misanthropisch – ein Unmensch, wie ihn nur die kapitalistische amerikanische Pionierkultur hervorbringen kann, ob bei der Eroberung des Westens oder bei der Ölförderung Anfang des 20. Jahrhunderts.
Plainview baut sein Imperium auf, denn reich zu werden ist sein einziges Ziel. Sein Sohn, den er sowieso nur als Hilfsmittel für Bodenkäufe brauchte, ist nach einem Unfall taubstumm und nur im Weg. Auch der kindergesichtige Prediger Eli (Paul Dano, „Swiss Army Man“) hält den Atheisten Plainview nur auf, der Konflikt schaukelt sich hoch –wenn Gier und Glaube aufeinandertreffen, gebieren sie nicht selten Hass und Tod. Frei nach dem Roman „Öl!“ von Upton Sinclair filmt Anderson sein Kammerspiel meist unter freiem Himmel, voller staubiger, unwirtlicher Seelen.
Daniel Day-Lewis spielt Plainview als nahen Verwandten seines Gangchefs Bill Cutting aus „Gangs of New York“: Zu jeder Zeit rechnet man bei ihm mit dem Schlimmsten. Eine ständige, brodelnde Uraggression gegen alle Menschen, auch sich selbst, geht von ihm aus, und diese Aggression bahnt sich regelmäßig ihren Weg, um am Schluss in den Wahnsinn zu münden. Ein surrealer Trip, gar nicht mal rundum gelungem, aber auf faszinierende Weise verstörend.