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Think About Mutation

Dreckig, hart und unversöhnlich geben sich die sechs Leipziger von TAM, die seit sechs Jahren Angriffe auf die Genregrenzen der elektronischen Musik fahren. Ihr viertes Album „Virus“ (Motor) schwankt zwischen wildem Rock und wüsten Beatattacken – sie nehmen, was sie kriegen können und drücken ihren „TAM“-Stempel drauf. Und der wirkt wie ein glühendes Brandzeichen. Sänger Donis gab uns Auskunft über Visionen und Mutationen.

KULTUR!NEWS: Donis, zwischen Dresden, Chemnitz und Leipzig seid Ihr eine feste Größe, die regelmäßig die Clubs füllt. Wie sieht es im Rest der Welt aus?

Donis: Wir möchten die Befindlichkeitskerbe zwischen Ost und West zuschütten, aber der Prozeß ist noch nicht abgeschlossen. Immerhin hatten wir im Westen das Glück, ein paar gute Touren als Vorgruppe bestreiten zu können. Wir konnten ein Jahr später allein in die Säle gehen, und die Leute sind wiedergekommen, einfach, weil wir eine extrem routinierte Liveband geworden sind.

K!N: Und wie überzeugt Ihr die Leute, auch das Album zu kaufen?

Donis: Wir sind kompromißlos. Mit uns zu arbeiten, hat manche Leute schon eine Menge Nerven gekostet, weil bis zum letzten Abmischen Änderungswünsche kommen. Das Essentielle an unserer Musik muß da sein und nicht nur irgendwo erahnbar. Man darf nichts Halbherziges durchgehen lassen.

K!N: Verbindet Ihr mit musikalischer Härte eine bestimmte Aussage?

Donis: Ich würde es für mich als lächerlich empfinden, meine Erfahrungen als absolut und wichtig zu verkaufen. Politische Äußerungen sind mit uns eh nicht drin; uns war von Anfang an klar: Da halten wir uns raus. Gerade in der Crossover-Szene, wo man politische Artikulation groß schreibt, wird doch nur Gemeckere kultiviert. Da klagen sie über die Zustände, aber den nächsten Schritt geht keiner: bloß nicht analysieren oder eine Vision haben, bloß keine Auswege anbieten.

K!N: Aber gibt es denn nicht Grund zur Klage?

Donis: Ich kann nur sagen: Uns ging es noch nie so gut. Die musikalische Infrastruktur von heute war zu DDR-Zeiten unvorstellbar. Das Musikervölkchen war extrem zusammengeschweißt, man war aufeinander angewiesen, egal aus welcher Stilrichtung man kam.

Interview: Rolf von der Reith

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