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Tiemo Hauer: „Gänzlich ausgesöhnt möchte ich niemals sein“

Tiemo Hauer
Tiemo Hauer (Foto: Fabian Pfister)

Der Stuttgarter Songwriter hadert mit der Liebe – und mit der deutschen Popszene.

Tiemo, bereits im Jahr 2013 ist dein erstes Live-Album erschienen. Man hört die intime Atmosphäre zwischen dir und dem Publikum. Wie malst du dir dein ideales Konzert auf der neuen Tour aus?

Tiemo Hauer: Das Wichtigste für mich ist, dass genau diese Atmosphäre zwischen unserem Publikum und uns entsteht. Nur sie macht ein Konzert zu etwas Besonderem. Jede Show, bei der der Funke überspringt, ist für mich ein ideales Konzert.

Im Titelsong deines neuen Albums „Gespräche über die Vor- und Nachteile des Atmens“ singst du, es sei besser, mit Stil zu versagen als stillos zu siegen.

Hauer: Ich bin ein Mensch, der sehr stark hinter seinen Prinzipien steht und sie über nahezu alles andere stellt. Sie aufzugeben, um ein stressfreies, vermeintlich erfolgreicheres Leben zu führen, kommt für mich nicht in Frage. Meine moralischen Werte und Pflichten stehen für mich weit über meinem finanziellen Aufstieg. Wenn ich also auf Grund meiner Prinzipien nie den „Erfolg“ habe, den ich mir erhoffe, dann würden das sicher einige Menschen als Versagen bezeichnen. Ich selbst würde mich damit aber immer noch besser fühlen als mit einem dicken Kapital und einer verkauften Seele.

Und wann dürfen wir mit einem ausgesöhnten Tiemo Hauer rechnen, der Songs über glückliche Partnerschaften schreibt?

Hauer: Gänzlich ausgesöhnt möchte ich niemals sein. Ich halte es für ignorant, naiv, egoistisch oder dumm, sich zurückzulehnen und all das, was auf dieser Welt passiert, einfach so hinzunehmen. Mit sich selbst ausgesöhnt zu sein, ist etwas Anderes: Natürlich halte ich eine Versöhnung mit der eigenen Persönlichkeit für erstrebenswert und glaube auch fest daran, dass es einige Konflikte lösen würde, wenn bedeutend mehr Menschen mit sich selbst im Reinen wären – das würde mir sicher auch dabei helfen, mich mit der Liebe zu versöhnen. Trotzdem wäre für mich und meine Arbeit selbst dann die Anziehungskraft des Zerrütteten, Makellosen, Zerbrechlichen und Schmerzhaften weitaus größer als die der scheinheiligen Friede-Freude-Eierkuchen-Attitüde unserer deutschsprachigen Chartspitzenreiter.

Interview: Lennard Kühl

NEUE TOURDATEN

4. 2. 21 Wiesbaden

5. 2. 21 Hannover

6. 2. 21 Köln

7. 2. 21 Stuttgart

9. 2. 21 München

10. 2. 21 Leipzig

12. 2. 21 Hamburg

13. 2. 21 Berlin

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