„28 Years Later“: Tief im Herzen der Finsternis

Es hat lange gedauert, jetzt ist der Teil 3 der Rage-Virus-Reihe da: „28 Years Later“ von Alex Garland und Danny Boyle startet in den Kinos.
Danny Boyle und Alex Garland sind als Rage-Virus-Team zurück im Kino: Am Donnerstag startet ihr Endzeithorrorfilm „28 Years Later“, der mehr über unsere Zeit sagt, als uns lieb ist.
Drehbuchautor Garland und Regisseur Boyle haben schon öfter zusammengearbeitet, doch zuletzt: war eine Pause von fast 20 Jahren entstanden. Dass sie jetzt mit „28 Years Later“ an ihren ikonischsten Film anknüpfen – „28 Days Later“ aus dem Jahr 2002 –, ist mehr als nur gerechtfertigt. Die Geschichte über das Virus, das unbändige Wut in den Menschen auslöst und sie über die gesunden Menschen herfallen lässt, ist mehr als nur eine Metapher auf unsere Zeit. Fast meint man, Garland und Boyle hätten schon Anfang der 2000er geahnt, wie sich die westlichen Gesellschaften zum Negativen verändern.
Mit dem Drehbuchautor Garland – er steht für komplexe Themen – verbindet man, wenn er auch Regie führt, oft eine ruhigere Bildsprache. Natürlich war „Warfare“ – sein jüngster Film – ab der 30. Minute eine absolute Abkehr von diesem Prinzip. Mit Regisseur Danny Boyle aber hat er einen Mann am Set, der nicht in nur Sachen Kameraeinstellung, Dynamik und Beleuchtung den Willen zur Schockwirkung an den Tag legt, sondern auch im Schneideraum noch einen draufsetzt. Im Vorfeld des neuen Endzeitfilms „28 Years Later“ ist der Trailer unterlegt mit Rudyard Kipplings Gedicht „Boots“ aus dem Jahr 1903, in dem ein Infanterist im Zweiten Burenkrieg in Südafrika die Zeilen zum Marsch singt und dabei langsam irre wird. Wie bewahrt man in extremen Momenten voller brutaler Gewalt seine Menschlichkeit?
Der Film, der auf einer kleinen, abgeschotteten und virusfreien britischen Insel spielt, wurde Journalisten bis zu unserem Redaktionsschluss nicht vorgeführt. Doch allein der Trailer mit seiner gelungenen Mischung aus Teletubbies-Intro und dem folgenden Rhythmus von „Boots“ schaffen eine Atmosphäre der tiefen Düsternis, die sich innerhalb von gut drei Minuten bis zu einem hypnotisch wirkenden Aufschrei steigert. Gleichzeitig wird offenkundig, was Garland und Boyle mit dem dritten Teil ihres Virus-Schockers zeigen wollen: Wir alle leben in einem Zeitalter der Wut, die sich im Krieg entlädt und niemanden ungeschoren davonkommen lässt.