2Raumwohnung
Inga Humpe (64) und Tommi Eckart (57) sind beruflich seit 20 Jahren und privat noch länger ein Paar. Mit der „20Jahre 2Raumwohnung“-Tour feiern sie ihre bewegte Karriere.Interview: Steffen Rüth
Inga, Tommi, euer bekanntester Song „36 Grad“ ist mehr als zehn Jahre alt. Kann man das Lied wegen der Klimaerwärmung heute noch unbefangen singen?
Inga Humpe: Wir haben die Nummer umgetextet. In einem der Refrains singe ich jetzt „36 Grad und es wird immer heißer/unser Beat wird nie mehr leiser/nur ein halbes Grad noch bis zur Katastrophe/die Welt singt schon die letzte Strophe.“ Das werden wir auch live so singen. Uns hatten zwei Schülerinnen angeschrieben, ob wir den Text nicht ändern wollten. Und das haben wir dann gemacht.
Dürfen die Probleme ansonsten mal für zwei Stunden vor der Tür bleiben?
Humpe: Na ja, wenn man unterhält, schließt das nicht aus, dass man den Leuten auch eine gewisse Anregung mitgibt. Wir sind der Ansicht, dass sich Tanzen und Nachdenken nicht ausschließen müssen.
Tommi Eckart: Unsere Musik klingt angenehm, was schnell dazu führt, dass man uns ein gewisses Wohlfühlaroma unterstellt. Aber wir haben auch Texte über den Tod oder über jemanden, der im Koma liegt.
Eure Musik wurde als „Neue Deutsche Lässigkeit“ beschreiben. Damals war es plötzlich cool, deutsch zu singen und deutsch zu sein. Wo ist dieses Lebensgefühl eigentlich hin?
Humpe: Es ist wohl einfach schwer, immer lässig zu bleiben. Musikalisch gab es damals nicht viele Sachen auf Deutsch, wir waren ziemlich einzigartig. Später kam der Schlager groß auf. Eine Musikform, die ich erschreckend finde. Ich mag Schlager einfach nicht. Ich finde, Brüche müssen sein, und dieses Heile-Welt-Theater ist einfach nur grausam. Ich komme auch überhaupt nicht damit klar, auf Knopfdruck gut drauf sein zu müssen.
Einer der beiden neuen Songs eurer Werkschau heißt „Das ist nicht das Ende Baby“. Eine Vorschau auf die nächsten 20 Jahre?
Humpe: Der Song ist ehrlich gesagt ein bisschen älter und sollte schon auf unser letztes Album „Nacht und Tag“, wurde aber nicht rechtzeitig fertig. Jetzt passt er fast ein bisschen zu gut. Natürlich geht es irgendwie weiter, als Musiker hören wir ja nicht irgendwann einfach auf zu arbeiten. Wir werden auch nie Rentner sein – weil wir keine Rente kriegen.