Abbas Khider: Palast der Miserablen
Abbas Khider verarbeitet in „Palast der Miserablen“ seine Vergangenheit. Sein Ton ist fast heiter – ein Wunder angesichts dessen, wovon er berichtet.
Shams Hussein sitzt im Gefängnis, hat starke Schmerzen im Unterleib und träumt von der Flucht. Und er erinnert sich: Der junge Shams lebte im Südirak in einem Dorf, das früher mal Helle hieß für „herzlich“. Dann fanden die britischen Besatzer unter dem gleich nebenan liegenden Fort ein altes Foltergefängnis aus osmanischen Zeiten und nannten den Ort Hell für „Hölle“. Die Einheimischen machten daraus Herzliche Hölle. Es ist Mitte der 1980er, noch immer herrscht Krieg zwischen dem Iran und dem Irak. Shams erlebt die Bombardierungen durch den Iran, später durch die USA und nach dem Aufstand der Schiiten die Bombardierung durch Saddam Hussein.
Abbas Khider hat – literarisch verfremdet – in seinem neuen Roman „Palast der Miserablen“ die eigene Kindheit und Jugend in starken Bildern verarbeitet. Sein Ton ist fast heiter – ein Wunder angesichts der schlimmen Ereignisse, von denen Khider berichtet: Shams Flucht mit den Eltern und der Schwester Quamer aus dem Süden in die Hauptstadt und dort das Leben zwischen Wänden aus Müll. Schule und die Flucht in die Welt der Bücher sind schließlich seine Rettung. Khider hat einen Bildungsroman vorgelegt: Man lernt den Irak und damit das Fremde aus einer Sicht kennen, die die Fremdheit aufhebt. Was kann ein Buch mehr? jw
Abbas Khider Palast der Miserablen
Hanser, 2020, 320 S., 23 Euro