Mark Aston: Addict-Sänger bereut gar nichts
Sie sind angetreten, den Muff aus den britischen Musikgeschehen auszulüften. Ade, Retro-Rock! Hinweg, TripHop-Gesäusel! Und du, Britpop, brauchst dich auch nicht wieder sehen lassen! Ihr Debut „Stones“ (V2) ist selbstbewußter und überschwenglicher Rock. “Ich entschuldige mich für nichts, was ich getan habe”, singt Mark Aston zum guten Schluß des Albums. Und der meint das so.
Mark, war das Absicht, die Trendverweigerer zu markieren?
Mark Aston: Oh ja! Britpop ist doch ein Klotz am Bein geworden. Wir waren ohnehin immer am Rest der Welt interessiert. Manche britischen Bands scheinen sich nur um britische Dinge zu bekümmern. Klar, englisch sind wir schon noch. – wir sind immer Engländer gewesen und werden es immer sein.
Und doch wurde euch in der Heimat der Vorwurf gemacht, „so amerikanisch“ zu klingen …
Aston: Ich gebe zu, wir sind in Amerika gewesen, Leute haben sich unsere Stücke angehört, Radiostationen haben unser Zeugs gespielt. Und als wir es hörten, in Amerika, fühlte es sich einfach ganz anders an. Ich kann das nicht genauer erklären, aber es war andere Musik. Jedenfalls sind wir nicht so britisch wie Pulp, bei denen jedes Stück noch verschrobener ist als das Vorherige. Wir sind an dem Punkt angekommen, wo wir uns das Potential angeeignet haben, die Musik zu spielen, die wir spielen wollten – auch ohne eine kräftige Rhythmusgruppe. Wir wollten richtigen Rock machen.
Hätten ihr den nicht auch in Cambridge statt in London spielen können? Das ist doch ein hübsches Städtchen, und viel ruhiger …
Aston: In Cambridge rocken? Da passiert überhaupt nichts! Und die Londoner Musikszene ist nun einmal allseits verehrtes Zentrum der Welt. Gut, London kann eine sehr abweisende Stadt sein: Als wir hingezogen sind, hatten wir keinen Freund oder Bekannten dort, wir hatten kein Geld, wir hatten keine Unterkunft, wir hatten gar nichts. Schließlich fanden wir eine fürchterliche Absteige in einem gräßlichen Vorort im Norden. Aber es ist doch so: Entweder du bleibst dabei oder du läßt es. Ich würde unsere Jahre der Armut und Not für nichts in der Welt eintauschen. Sie machen den Erfolg nur noch süßer, und sie geben einem einen anderen Blick auf die Dinge.