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Affinity Konar: Mischling

„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“, schrieb Theodor Adorno in seinem Aufsatz „Kulturkritik und Gesellschaft“. Wenn man diesen berühmten und interpretierbaren Satz als eine Art Verbot der fiktionalisierten Holocaustaufbereitung liest – dann muss man anlässlich von Affinity Konars Roman über die jüdischen Zwillinge Perle und Stasia in den Händen von Josef Mengele ergänzen: In Auschwitz Poesie zu schreiben, ist noch barbarischer.

Konar schreibt in einer Sprache, die dem unaussprechlichen Horror mit unangemessen blumigen Metaphern und pseudolyrischen Hohlphrasen beizukommen versucht. Das erinnert trotz der ehrlichen Absicht der Autorin, eine Erinnerungskultur in Zeiten wegsterbender Zeitzeugen zu etablieren, an eine an Levi und Celan geschulte Version von KZ-Kitsch wie „Der Junge im gestreiften Pyjama“ (Roman) oder „Das Leben ist schön“ (Film). Und je länger der Roman andauert, desto mehr entgleitet Kornar die Geschichte in diese Richtung. Bei einem normalen Buch wäre das ärgerlich – bei diesem sensibelsten aller Themen ist es unerträglich. Es bleibt dabei: Die Shoah kann nur dokumentarisch aufgearbeitet werden. Keine Fiktion kann diesem Monstrum der Unmenschlichkeit gerecht werden.

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