Alex Christensen
Klubmusik und Klassik galten lange als unvereinbar. Doch Alex Christensen waren musikalische Grenzen ohnehin nie wirklich wichtig.Interview: Stefan Grüll
Alex, die Klubmusik der 90er-Jahre scheint auf den ersten Blick rein gar nichts mit der quasireligiösen Aura der meisten Orchesterstücke gemein zu haben. Treffen da live nicht Welten aufeinander?
Alex Christensen: Nein, das ist ein wirklich großartiges Erlebnis, weil du merkst, dass ein guter Song einfach ein guter Song ist. Und wenn du den mit einem Orchester aufbereitest, erkennst du sogar noch mehr, dass gerade bei den klassischen Techno-Tracks viele kleine Details herumschwirren, die mit einem Orchester noch klarer werden. Da entdeckt man dann wirklich die Genialität in dieser Musik.
Würdest du denn sagen, dass du dich persönlich in einer der Welten mehr zu Hause fühlst?
Christensen: Das ist so, als würdest du Kinder fragen, ob sie auf dem Spielplatz lieber in die Sandkiste oder auf das Klettergerüst gehen. Ich mache immer alles, und ich finde, gerade in der Musik bringt es unglaublich Spaß, wenn man sich keine Grenzen setzt, sondern das Beste aus allen Welten herauszuziehen versucht, um dann etwas Neues zu kreieren.
Die Idee, Dance-Hits für das Orchester zu arrangieren, ist ja sehr neu. Hattest du dennoch Vorbilder, die dir bei der Umsetzung geholfen haben?
Christensen: Meine Inspiration liegt vor allem im Original selbst. Bei „Rhythm is a Dancer“ haben wir das Intro zum Beispiel mit stehenden Streichern gestaltet. Das kommt im Original auch vor, nur hört man das nicht so gut. Mein Ansatz ist, dass ich versuche, solche Elemente mehr zu betonen oder die Stücke so zu verändern, dass sie in unsere heutigen Hörgewohnheiten passen.
Hast du denn das Gefühl, dass sich das Publikum vor allem aus Leuten zusammensetzt, die die Musik der 90er live miterlebt haben?
Christensen: Ich würde sagen, dass sich das Publikum vor allem aus diesen Leuten zusammensetzt, aber das Schöne ist ja, dass diese Leute mittlerweile selbst Kinder haben, die mitkommen. Es ist wirklich toll, wenn du siehst, dass auch 13- und 17-Jährige da sind, die Tracks wie „United“ oder „Das Boot“ genauso feiern wie ihre Eltern. Das finde ich schon großartig.