Zum Inhalt springen

Alexa Hennig von Lange

Vom Fräulein- zum Hausfrauenwunder? Die Autorin Alexa Hennig von Lange, im November auf Lesereise, hat ihre Themen altersgemäß aktualisiert.

Das „Fräuleinwunder“ war einmal. Der Jungautorinnen-Hype geht seinem biologisch bedingten Ende entgegen. Aus den Fräuleins sind längst Frauen geworden: richtig erwachsen samt Ehemann und Nachwuchs. Nicht nur für Judith Hermann, auch für Alexa Hennig von Lange ist die Zeit der fetten Partys vorbei.

„Ich tobe mich schon lange nicht mehr Tag und Nacht aus“, gibt die 29-jährige zu. Wie auch, wenn früh am Morgen der acht Monate alte und „auffällig agile“ Sohn sich lautstark bemerkbar macht. Kein Wunder, dass ihr neuer Roman „Woher ich komme“ einen bemerkenswert ernsten Ton anschlägt und ein Vater-Tochter-Thema behandelt. „Jetzt kenne ich ja“, sagt sie, „das Elternsein auch aus der anderen Perspektive.“ Dass sie heute stilistisch so ruhig, reduziert und, wie sie selber findet, „gar nicht so humorig“ schreibt, hat aber ganz und gar nichts mit der neuen Rolle als Hausfrau, zweifache Mutter und Ehefrau zu tun.

„Ich bin nur zu dem zurückgekehrt“, erklärt die Autorin, „wie ich früher geschrieben habe.“ Früher, damit ist die Alexa im Alter von 13 bis 18 Jahren gemeint. Ihr Roman „Relax“ nämlich war eigentlich nur als Fingerübung gedacht. Eine, die Spaß gemacht hat, zufällig ziemlich erfolgreich war und ihr einen Platz in der Popliteratur-Schublade verschaffte. Lange: „Ich bin dankbar, wenn sich das Etikett endlich abgenutzt hat. Schließlich wusste keiner so recht, was Popliteratur eigentlich sein sollte.“

Jetzt müssen sich die Rezensenten also ein neues Label für sie suchen. Wie wäre es mit „Hausfrauenwunder“? Denn für Alexa Hennig von Lange ist heute nichts wichtiger als Organisation, um die Stunden, manchmal auch nur Minuten ohne Kindergeschrei und feuchte Windeln effektiv für eine halbe Seite neue Prosa zu nutzen.

Wie gut, dass Ehemann und Kollege Joachim Bessing ebenfalls Heimarbeiter ist und stundenweise ein Kindermädchen vorbeischaut. Trotzdem: „Manchmal sehne ich mich schon zurück zu den Zeiten, als man den ganzen Tag einfach nur ungestört schreiben und zwischendurch mal einen Kaffee trinken konnte.“

Axel Schock

Beitrag teilen: