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Alfred Dorfer: und …

„und …“ heißt das neue Programm des österreichischen Kabarettisten Alfred Dorfer. So beliebig der Titel, so ungewiss hängt der Bühnenprotagonist zwischen zwei Lebensabschnitten und weiß nicht so recht weiter.

In Alfred Dorfers neuem Programm „und …“ erlebt die Bühnenfigur des österreichischen Kabarettisten große Veränderungen im Leben: Er soll für einen Theaterchef ein neues Stück schreiben, außerdem steht er gerade in der leergeräumten Wohnen, denn er zieht gerade um. Dorfer präsentiert uns einen Menschen im Umbruch: das alte Leben wird „abgebaut“, das neue ist noch nicht ansatzweise begonnen. Ist eine solche Situation mit der positiven Kraft der Veränderung aufgeladen oder doch eher mit einem Gefühl des Entwurzeltseins? Dorfer geht dieser und weiteren Fragen nach, indem er das soziale Umfeld seines Helden zu Wort kommen lässt. kulturnews setzt den neben Josef Hader wichtigsten österreichischen Kabarettisten der Gegenwart auf die Bestenliste. Sie finden das richtig? Dann bestätigen Sie das bitte per Abstimmung!

kulturnews sprach mit Alfred Dorfer über Sport in der Midlife Crisis, die Bedeutung von Preisen und dem wichtigsten Thema überhaupt: Fußball.

 

Herr Dorfer, vor fünf Jahren haben Sie mal gesagt, in der Midlife-Crisis sei viel peinlicher als eine neue Frau eine Mitgliedschaft im Fitnessclub. Ist der Fitnessclub bei Ihnen noch immer so verpönt?

Alfred Dorfer: Ich bin Halbmarathon gelaufen vor der Midlife-Crisis und hab dann in der Midlife-Crisis mit dem Marathon aufgehört, gegen den Strom sozusagen.

Sie haben aus Protest aufgehört?

Dorfer: Nein, nicht aus Protest, ich hab vor sieben Jahren aufgehört, weil es mir keinen Spaß macht, stundenlang auf einem Beton herumzulaufen.

Wie halten Sie sich aktuell fit?

Dorfer: So, wie ich auf der Bühne auftrete, ist das mein Fitnessprogramm. Da ist immer sehr viel Bewegung dabei. Außerdem bin ich ja viel unterwegs und versuche mich dabei immer wandernd oder gehend zu bewegen.

Pendeln sie immer noch zwischen Wien und Rom?

Dorfer: Ich pendle immer noch, auch wenn es jetzt eine kurze Pause gab, weil ich mich aufs neue Programm vorbereitet habe. Ich fahre aber immer wieder runter und mache Sprachkurse und versuche, mich dieser Sprache anzunähern. Sie war für mich schon immer eine Liebesgeschichte, obwohl ich sie als junger Mensch nie gelernt habe, weil ich mich damals für Französisch entschieden habe. Fälschlicherweise.

Sie machen das nicht, um über den Tellerrand hinauszugucken?

Dorfer: Eher nicht. Da ich beruflich sehr viel unterwegs bin vor allem auch in Deutschland und der Schweiz und außerdem in den deutschen Communities zum Beispiel in Lissabon oder in Athen oder Sofia, komme ich sehr viel in Europa herum, was meine alte Leidenschaft stillt, viel reisen und Dinge anzusehen, die ich nicht kenne.

Wie wurde denn der österreichische Wahlkampf letztes Jahr zwischen dem Grünen Alexander van der Bellen und dem Rechtspopulisten Norbert Hofer im Ausland wahrgenommen?

Dorfer: Das wurde als Groteske wahrgenommen. In der Schweiz hat man das gar nicht glauben können. Die Schweizer mit ihrer direkten Demokratie, die ja jede Woche über irgendwas abstimmen, waren verblüfft. Von den Deutschen musste man sich sehr viel Spott anhören.

Vor wenigen Tagen bekamen Sie den Deutschen Kabarettpreis. Dass Josef Hader ihn schon 1993 erhalten hat – geschenkt. Aber dass Sie den Deutschen Kabarettpreis erst erhalten haben, nachdem nacheinander zwei Schweizer und eine Sächsin ihn kriegten: Wie sehr wurmt Sie das?

Dorfer: Das wurmt mich gar nicht. Zunächst finde ich es sowieso großartig, wenn eine Frau diesen Preis gewinnt, auch wenn sie Sächsin ist, da braucht man als Mann gar nicht herummosern. Dass der Josef ihn schon so zeitig bekommen hat, freut mich sehr, weil wir befreundet sind. Wir haben nämlich das seltene Verhältnis in dieser Branche: eine echte Freundschaft, über Jahrzehnte. Und die Schweizer: die gehören ja sowieso gefördert. Was mich aber nachdenklich macht, ist, dass ich diesen Preis mit 55 bekomme. Da fragt man sich, ob das jetzt nicht schon so eine Art Lebenswürdigung ist.

Eine Aufforderung, aufzuhören?

Dorfer: Ja! Nimm das Geld und geh in die Pension!

Sie sind Fußballfan, und da setzt ja immer ein bisschen der Verstand aus. Bauen Sie Ihren Tourplan um wichtige Spiele herum?

Dorfer: Das geht gar nicht. Früher hatte ich ein Abo bei der Austria, das geht sich jetzt aber alles nicht mehr aus. Daher versuche ich aus der Ferne dranzubleiben. Man muss das aber alles in die richtige Dimension rücken, wir reden gerade von der österreichischen Bundesliga.

Wie heißt sie denn aktuell?

Dorfer: Tipico!

Na, immerhin ein Wettanbieter, da gab es schon Schlimmeres.

Dorfer: Genau, das ist immerhin ehrlich. Es ist für mich so, wie wenn man eine alte Liebe verfolgt, wissen Sie? Es ist ein Sentiment.

Interview: Jürgen Wittner

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