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„Alma“ von Alma Naidu: Die Seele aus dem Leib

Portraitfoto Alma Naidu
(Foto: Boris Breuer)

Auf ihrem Debütalbum „Alma“ beweist sich Alma Naidu als Sängerin und Komponistin. Doch ohne eine Challenge von Wolfgang Haffner hätte es anders geklungen.

Die junge Künstlerin Alma Naidu wurde schon viel gelobt, beispielsweise für ihre Auftritte in Musicals im Gasteig sowie am Staatstheater Augsburg. Jetzt hat sie ihr Debütalbum „Alma“ herausgebracht, eine sehr jazzige Platte.

Die Wahl des Genres ist dabei kein Zufall: Produziert hat den Erstling Jazzlegende Wolfgang Haffner, der Alma und ihre Talente 2019 auch entdeckt hat. Wir haben mit der Sängerin, Komponistin und Multiinstrumentalistin über die Entstehung ihrer Erstveröffentlichung im Interview gesprochen.

Alma Naidu, du hast dein erstes Album nach dir selbst benannt. Aber zugleich hat „Alma“ noch andere Bedeutungen …

Alma Naidu: Das ist Absicht: „Alma“ bedeutet auf Spanisch Seele, was passt, denn das Album ist mein erstes Outing als Künstlerin und als Komponistin. Und es etwa „Soul“ zu nennen, hätte musikalisch in die falsche Richtung geführt. Ich bin meinen Eltern daher sehr dankbar, dass sie mich so genannt haben! (lacht)

Haben sie bei der Namensgebung auch die Bedeutung berücksichtigt?

Naidu: Unter anderem. Ich bin benannt nach Alma Rosé, der Nichte von Alma und Gustav Mahler, einer Dirigentin und Geigerin, die im KZ Auschwitz ein Orchester von Gefangenen geleitet hat. Meine Eltern sind beide klassische Musiker, und der Name ist heute umso passender, weil ich selbst auch Musikerin geworden bin.

Durch deine Eltern bist du schon früh mit Musik in Berührung gekommen. Wann kam der Moment, in dem der Jazz ins Zentrum getreten ist?

Naidu: Eigentlich erst kurz vor dem Studium. Ich bin mit klassischer Musik aufgewachsen, mit Pop und Musical, was man eben so hört. Zum Jazz bin ich auf Umwegen gekommen: Erst habe ich Kommunikationswissenschaften und Psychologie studiert, dann habe ich ein Gaststudium an der Musikhochschule gemacht, weil mir das andere doch ein bisschen zu trocken war. Damals dachte ich noch, dass Filmkomposition das beste für mich wäre. Nur zur Sicherheit, damit ich auf jeden Fall reinkomme, habe ich mich auch auf Jazzgesang beworben.

Im Studium ist dann der Blitz eingeschlagen?

Naidu: Filmmusik war doch nichts für mich, weil sie vor allem darin besteht, am Computer zu sitzen. Ich wollte aber mit anderen Leuten Musik machen und auf der Bühne stehen. Am Anfang des Studiums hatte ich noch immer keine Ahnung. (lacht) Ich kannte nur den traditionellen Jazz, wusste nicht, dass es auch genreunspezifische Musik gibt; sonst hätte ich mich wohl viel früher damit beschäftigt. Im Studium habe ich erkannt: Die Sachen, die ich nur für mich selbst am Klavier komponiert habe, waren eigentlich Jazz – ich habe sie nur nicht so genannt.

Im Jazzgesang geht es oft um die Interpretation von Standards. Du hast dich jedoch entschieden, für „Alma“ Eigenkompositionen zu verwenden.

Naidu: Es war eigentlich keine Entscheidung, denn es hat keine andere Option gegeben. Ich sehe mich so sehr als Komponistin, meine eigene Ausdrucksweise ist mir so wichtig, dass es für mich gar nicht in Frage gekommen wäre, gerade das Debütalbum mit schon vorhandenen Stücken zu füllen. Auch zum Studium bin ich ja über die Komposition gekommen, und ich arbeite immer noch gern hinter den Kulissen. Die Stimme ist einfach das Instrument, mit dem ich selbst auch noch mitmachen kann.

Du hast schon als Kind verschiedene Instrumente gelernt. Warum ist es dann doch der Gesang geworden?

Naidu: Schon beim Studium war klar, dass es technisch für ein Instrumentenstudium nicht gereicht hätte, obwohl ich heute in meiner Band Klavier spiele. Aber ich fühle mich mit der Stimme total wohl. Man hat keinen Gegenstand zwischen sich und der Außenwelt: Beim Singen zeigt man sich quasi nackt, das, was man in sich trägt – deswegen passt ja der Albumtitel so gut.

Auf dem Album gibt es auch das Stück „Interlude“, das nur aus deinem wortlosen Gesang besteht.

Naidu: Das „Interlude“ hat bei einem Konzert mit Wolfgang Haffner angefangen, vielleicht das zweite oder dritte, das wir gemeinsam gespielt haben. Beim Soundcheck hat er mir vorgeschlagen, einfach ganz allein was zu machen. Das hatte ich bis dahin nie probiert, und so habe ich mir gedacht: Challenge accepted, mal schauen, was passiert. Es hat etwas total Meditatives, und seitdem baue ich so einen improvisierten Moment in jedes meiner Konzerte ein. Natürlich fühlt es sich sehr intim an – auf dem Album habe ich es absichtlich genau in die Mitte des Albums gepackt, sozusagen als Ruhepunkt.

Gönnst du dir diesen meditativen Moment auch im Alltag?

Naidu: Ich singe wahnsinnig viel vor mich hin, unter der Dusche oder im Auto – aber nicht unbedingt so wie auf dem Album. Auch meditiere ich immer mal wieder, obwohl ich bisher nicht dabei singe. Dabei ist Singen ja total therapeutisch. Ich könnte eigentlich mal damit anfangen. (lacht)

 

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