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„Als Indierocker musst du selbstbewusst sein“: Johnny Borrell von Razorlight im Gespräch

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(Foto: Charles Henri Belleville)

Razorlight kehren mit dem Album „Planet Nowhere“ aus der Versenkung zurück. Das Großmaul gibt Sänger Johnny Borrell auch noch mit Mitte 40 und teilt gegen Taylor Swift und Maroon 5 aus.

Johnny, euer neuer Song „Taylor Swift = US Soft Propaganda“ hat rein gar nichts mit der geschätzten Kollegin zu tun. Was soll der Titel?

Johnny Borrell: Ich kritzele ständig irgendwas vor mich hin, Stift und Papier habe ich immer in der Hosentasche. Und ich hatte irgendwo aufgeschnappt, dass Taylor Swift quasi kostenlos Werbung für die USA als solche mache, so wie Björk früher für Island. Ich fand den Gedanken interessant und wollte ihn irgendwo unterbringen. Also habe ich ganz schnell diese Musik und noch schneller den Text geschrieben, der aus weitgehend sinnfrei zusammengesammelten Worten besteht.

Swift-Fans, die ein Lied über die Macht ihres Lieblings erwarten, könnten enttäuscht sein.

Borrell: Das ist mir egal. Unser Produzent Youth, in dessen Studio in Südspanien wir das Album aufgenommen haben, war auch ein bisschen pikiert. Er mag Taylor sehr.

Magst du sie?

Borrell: Ich selbst will mich an dieser Diskussion nicht beteiligen. Ich kapiere nicht, dass so viel Theater um sie gemacht wird.

Woran ihr euch jetzt mit diesem Songtitel ja selbst beteiligt.

Borrell: Ach, okay, ja gut. Trotzdem. Von mir aus kann sie die mächtigste Frau der Popmusik oder gleich die mächtigste Frau der Welt sein, mich berühren ihre Lieder einfach nicht. Ich mag Spontaneität und Herz und Echtheit in der Musik. Michael Jackson, der konnte alles: singen, tanzen, Songs schreiben. Prince auch, er hat zudem alle Instrumente gespielt. Oder Led Zeppelin, meine Fresse, was waren das Zeiten. Heute kommt selbst bei den Konzerten richtig großer Bands vieles vom Computer. Ich würde schätzen, dass höchstens noch drei Prozent aller Musiker wirklich komplett live spielen.

„Für uns wäre es der Horror, eine Band wie Maroon 5 zu sein“

Zählt ihr euch zu den drei Prozent?

Borrell: Ja sicher, Mensch. Björn, Andy, Carl und ich sind echte Musiker. Wir finden das ganz normal, und wir denken, wenn du nicht in der Lage bist, dein Instrument zu bedienen, dann bleib doch einfach zuhause.

Warum seid ihr vier überhaupt wieder zusammen? Immerhin habt ihr in dieser Besetzung seit 15 Jahren kein Album mehr gemacht.

Borrell: Weil es praktisch ist für uns alle. Ich habe Razorlight jahrelang quasi alleine gemacht. Dann ist mir auf der Straße zufällig Björn über den Weg gelaufen, wir haben gequatscht, Andy angerufen, und es lag dann auch auf der Hand, Carl zu kontaktieren. Es ist schön, wieder zusammen zu sein. Vor allem fühlt es sich gut an, neue Songs zu haben. Für uns wäre es der Horror, eine Band wie Maroon 5 zu sein, also ein reiner Showact aus Posern, der nur wegen des Geldes weitermacht.

„Kokain ist eine Drecksdroge“

Taylor Swift beleidigt, Maroon 5 beleidigt – und dafür hast du nur ein paar Minuten gebraucht. Ist der Heißsporn Johnny Borrell mit 44 noch immer nicht mild geworden?

Borrell (lacht): Als Indierocker musst du selbstbewusst sein. Sonst wirst du da draußen auseinandergerupft. Und ein bisschen Sarkasmus schadet auch nicht.

Wie ist in dem Zusammenhang die Zeile „I hate cocaine“ aus dem Stück „U can call me“ zu verstehen? Als Liebeserklärung?

Borrell: Oh nein, den Satz meine ich exakt so, wie ich ihn sage. Kokain ist eine Drecksdroge. Die Leute, die das nehmen, sind ausnahmslos angepasste, gierige, selbstverliebte, dumme Wichser.

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