Alvaro Soler live 2026: Der frühe Vogel fängt den Hit
Alvaro Soler ist zwischen drei Kulturen großgeworden und macht auch seine Musik zum Schmelztiegel. Und seit er Vater geworden ist, haben sich seine Arbeitszeiten geändert.
Alvaro Soler, dein neues Album heißt „El Camino“. Bist du schon mal den bekanntesten aller Wege, den Camino de Santiago, den Jakobsweg, gelaufen?
Wandern ist cool, aber noch lieber bin ich mit etwas mehr Geschwindigkeit unterwegs. Meine Frau und ich sind große Fahrradfans. Letztens waren wir an der Küste bei Barcelona unterwegs, und auch im Berliner Umland gibt es tolle Wälder zu erkunden. Man hat ja verschiedene Möglichkeiten, den Jakobsweg zu bestreiten. Eine Variante mit dem Fahrrad geht von Bilbao die ganze Küste entlang bis nach Santiago de Compostela. Mal gucken. Durch unsere Tochter ist natürlich die ganze Logistik ein bisschen anders, und für so einen Weg müssten wir uns bestimmt ein paar Tage mehr Zeit lassen.
Deine Tochter ist im Juli 2024 zur Welt gekommen. Wie machst du dich als Vater?
Musiker ist nicht der mit dem Vatersein kompatibelste Job. Trotzdem ist es natürlich sehr, sehr schön mit der Kleinen. Was sich am meisten verändert hat, ist meine Effizienz. Ich bin zum Morgenmensch geworden und liebe es sogar, morgens aufzustehen. Früher war ich gerne bis zwei oder drei Uhr nachts im Studio, weil ich dann die meiste Ruhe und die Nacht so eine Magie hatte. Jetzt bin ich fast immer um 23 Uhr im Bett.
Du machst auf „El Camino“ nach wie vor radiofreundliche Popmusik, doch fällt auf, wie nuanciert und instrumental vielschichtig du unterwegs bist. Auf „Cero“ etwa singt der Namayana Women’s Choir aus Kenia mit, und generell hört man immer wieder Klänge, die überraschen.
Heutzutage nutzen ja viele nur noch ein Mikrofon und einen PC, und das war’s dann. Das finde ich irgendwie schade, denn das Ergebnis mag dann modern klingen, aber auch steril. Ich mag es, wenn richtige Instrumente im Spiel sind. Wir haben zum Beispiel ein drei Meter hohes Percussion-Instrument dabei, einen innen hohlen Baumstamm, 800 Jahre alt, aus Indonesien.
Wo hattet ihr den her?
Aus einem privaten Museum, das ein Freund von mir betreibt.
Du singst auf Spanisch, baust Stile wie Flamenco ein, bist in Barcelona geboren, hast von zehn bis 17 in Tokio gewohnt und lebst heute teils in Barcelona und teils in Berlin. Ist das eigentlich Weltmusik, was du machst?
„El Camino“ ist nicht wirklich ein World-Music-Album. Aber es gibt ein paar Exkurse in die Richtung. Meine Inspirationen kommen von überall. Das ist keine kulturelle Aneignung, sondern kulturelle Anerkennung.
Die kulturellen Unterschiede zwischen Spanien und Deutschland sind überschaubar. Aber Japan ist definitiv exotisch. Was ist typisch japanisch an dir?
Das japanische Design und die japanische Architektur haben mich begeistert und geprägt. Und vor allem die japanische Liebe zu Ritualen. Eines dieser Rituale ist für mich das Kochen.
Kannst du Sushi?
Das überlasse ich meiner Mutter. Sie ist eigentlich Innenarchitektin, aber nach unserer Zeit in Tokio war sie Chefköchin in zwei japanischen Restaurants in Barcelona. Wenn sie Sushi macht, wird es garantiert perfekt.
Interview: Steffen Rüth