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Ambrose Bierce: Horrorgeschichten

Es heißt, die Vorstellungen, die sich eine Gesellschaft von ihren Ängsten macht und in der Kunst auferstehen lässt, seien stets ein Spiegel der jeweiligen Epoche, in der sie entstehen. Im postmodernen, entmystifizierten Zeitalter sorgen die Klassiker der Horrorliteratur – Poe, Lovecraft, oder eben Ambrose Bierce – daher oftmals nur noch für ein amüsiertes Wiedersehen mit tradierten Gruselklischees.

Der Einfluss von Bierce‘ aus dem 19. Jahrhundert stammenden Geschichten auf die Popkultur ist unbestritten: In ihnen verwebt sich die Unwirtlichkeit der nebligen Landstriche, in denen sie angesiedelt sind mit der paranoiden Kraft menschlicher Imagination, die in Träumen Geister und lebende Tote hervorbringt, bis beide Wirklichkeiten sich unheilbringend überlagern. Geschätzt werden sie vor allem ihrer erzählerischen Kniffe wegen: verzerrten Zeitwahrnehmungen und alternative Realitäten, die ihr Echo in Werken wie „The Sixth Sense“ hinterlassen haben und uns heute mitunter als typische Klischees erscheinen.

Löst man sich beim Lesen allerdings aus dieser postmodernen Perspektive, fällt auf, wie sehr hier auf subtile Weise die Schrecken des amerikanischen Bürgerkriegs, den Ambrose als Kriegsreporter miterlebt hat, ihren Widerhall finden: die dunklen Wälder speichern noch dunklere Erinnerungen, die Protagonisten selbst sind die Gespenster, die sie in die raschelnde Schwärze zwischen den Ästen projizieren. So gesehen wohnt diesen alten Geschichten noch immer ein zeitloses Grauen inne: gegenüber der Welt, die jegliches Klischeeempfinden beunruhigend transzendiert.

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