Beinahe ernst: Anke Engelke auf Netflix
In der Netflix-Serie „Das letzte Wort“ spielt Anke Engelke eine Frau, die zur Witwe wird und den Beruf der Trauerrednerin ergreift.
Wenn der Mann kurz nach der Feier des 25. Hochzeitstages und kurz vor dem versprochenen Sex an einem Aneurysma stirbt, kann der Witwe das Leben durchaus entgleiten. Karla Fazius (hervorragend tragikomisch gespielt von Anke Engelke) flieht zunächst in wirbelnde Aktivität. Als der Bestattungsunternehmer Andreas Borowski (Thorsten Merten) keinen Trauerredner auftreiben kann und den Job halb besoffen selbst erledigen will, übernimmt Karla handstreichartig. Am nächsten Tag ist sie davon so sehr davon angefixt, dass sie bei Borowski vorstellig wird und Aufträge als Trauerrednerin übernehmen will – nicht zuletzt auch wegen ihrer ökonomischen Situation. Denn der vermeintlich gut verdienende Gatte hatte in den letzten beiden Jahren seinen Job als Zahnarzt geschmissen und ist statt dessen jeden Tag heimlich in eine gemietete Garage gegangen, wo er bis zum Abend gemalt hat.
„Das letzte Wort“: Die komischen Seiten der Trauer
Die Serie lebt von hervorragend ausgeleuchteten Charakteren. Ob der pubertierende Sohn oder die längst erwachsene Tochter: Die Familie Fazius kriegt eine nachvollziehbare Gruppendynamik, ausgespielt von allen Mitgliedern. Engelke als trauernde Witwe spielt zwischen Aktivismus und völliger Erstarrung alles aus. An keiner Stelle rutscht die Serie in unpassende Slapsticknummern, weil sie auf der Linie zwischen Drama und Komik perfekt zu balancieren weiß. Vor allem Thorsten Merten ist neben Anke Engelke Garant dafür, dass hier nichts entgleitet. Dass Showrunner und Regisseur Aron Lehmann, der mit dem Film „Highway to Hellas“ trotz Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle nicht gerade brillieren konnte, in dieser Serie so ernsthaft-komisch mit dem Thema Trauer umgehen würde, war nicht unbedingt zu erwarten.