Anna Maria Mühe
Anna Maria Mühe ist 18 und klingt wie mindestens Mitte 20. Zwei Filmrollen haben aus der Schülerin eine wohl-temperierte Erwachsene gemacht.
“Hallo, ich bin Anna”, sagt sie und durchquert mit großen, selbstbewußten Schritten die Lobby von Hamburgs Nobelhotel Atlantic. Von Scheu keine Spur, als sie sich, dezent in schwarzem Rollkragenpulli und Jeans bekleidet, in einen der tiefen Sessel wirft, sich eine Zigarette anzündet und die Beine übereinanderschlägt. Das blonde Haar ist zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden, sie sieht aus wie Mitte 20. Ist sie aber nicht. Anna Maria Mühe ist gerade mal 18. Einen traumhaften Sommer lang hat sie mit Daniel Brühl und August Diehl gedreht, nächtelang mit den beiden Leinwandstars über die Schauspielerei und das Leben geplaudert. Jetzt muss sie wieder in Berlin die Schulbank drücken um fürs Abi zu pauken.
“Es ist schon wunderschön für mich, jetzt Schauspielerin zu sein und es war schwer, plötzlich wieder um halb sieben hoch zu müssen und einen ganz normalen Alltag zu haben”, sagt sie. Ohne zu jammern, denn so ist das Leben nun mal. Anna findet‘s nicht weiter tragisch. Auch nicht den Zicken-Terror, den es nach ihrem ersten Film, “Große Mädchen weinen nicht”, gab. “Die haben Schimpfwörter geflüstert, wenn ich vorbei gegangen bin. Aber ich habe gelernt, darüber wegzugucken. Ich es hasse zwar, arrogant zu sein, aber manchmal muss man‘s sein, sonst läßt man zu viel an sich ran”, erklärt sie. Und lächelt mit gelassener Mine. Whow, diese Frau ist nach zwei Filmen ein echter Profi – und das nicht nur ein einer Hinsicht. Erotisches Knistern zwischen Daniel oder August und ihr? Fehlanzeige! “Gefunkt hat‘s da um Gottes Willen nie, wir sind doch alle in festen Händen”, stellt sie ganz locker fest
In festen Händen ist Anna seit etwas über einem halben Jahr, mit einem blondgelockten Mitschüler, der für sie ihre Leibgerichte wie Spaghetti oder Quarkkartoffel kocht. Deshalb kommen für sie auch Spiel mit dem Feuer nicht in Frage: “Mit der Liebe zu spielen, dass würde ich nicht machen. Früher, vielleicht, mit 13, 14 ein bisschen, da probiert man sich ja aus, aber jetzt doch nicht mehr”, winkt sie ab. The times they are a-changing und aus Kindern werden Leute.
Nein, Anna ist 18 und damit erwachsen. Und dementsprechend unspektakulär ihr Alltag: Morgens die Schulbank, nachmittags eine private Schauspielschule für Film und Fernsehen, abends und nachts entweder bei der guten Freundin Mama oder beim Freund. Wenn‘s mal sein muss – und auch nur dann – auf eine Promi-Party diese Szene ist Anna viel zu oberflächlich. Und wenn dann noch Luft ist: Besuche bei einem der fünf Geschwister, beim schaupielernden Vater oder Tanz. HipHop und – trotz absoluter Magerkeit – Bauchtanz. Das sind die Dinge, die für sie das Leben lebenswert machen. Auch über die große Liebe, die sie, wie sie beteuert, ja schon gefunden hat, hinaus.
“Für die große Liebe sterben würde ich nicht, weil ich mein Leben dafür viel zu sehr liebe”, sagt sie und zündet sich, ganz Diva, eine weitere Zigarette an. “Ich habe Verständnis dafür, wenn man mit dem Gedanken spielt, sich umzubringen, wenn man einfach nicht mehr kann, aber ich habe kein Verständnis dafür, wenn man diesen Gedanken in die Tat umsetzt”, sagt sie kühl. Aus Eifersucht töten, wie in “Was nützt die Liebe in Gedanken”, käme für sie genauso wenig in Frage: “Ich würde mein Leben doch nicht wegen irgendeiner blöden Kuh wegwerfen.”
Aber dann gibt es doch was, was Anna mit “ihrer” Rolle der Hilde verbindet: “Die Hilde ist ja sehr selbstbewußt und das habe ich auch – zumindest seit ich drehe.” Whow, Anna, das wäre uns jetzt nicht aufgefallen!