„Anonymus“ bei Arte: Roland Emmerichs großer Flop
Hat William Shakespeare seine Werke gar nicht selbst geschrieben? Und muss man das in einem so banalen Film zum Thema machen?
„Anonymus“ läuft am 5. November bei Arte und ist bis 11. November in der Arte-Mediathek zu finden.
Kostüme braucht ein Drama über den wahren Shakespeare natürlich – ansonsten hätte der Film aber gern weniger dick auftragen können. Doch wenn der eigentliche Katastrophenfilm-Spezi Roland Emmerich („Independence Day“, „2012“) auf dem Regiestuhl sitzt, sind die Dimensionen stets etwas größer, und daher ist „Anonymous“ ist ein actiongespicktes Komplott um Macht, Verblendung, Inzest und Betrug. Shakespeare (Rafe Spall) ist der wahrscheinlich erste Stagediver der Geschichte, sonst aber ein Blender. Der eigentliche Autor der Stücke ist der Earl of Oxford (Rhys Ifans), und dem ebenso genialen wie strategischen Denker schwebt weit mehr als die Unterhaltung des Volkes vor.
Doch nimmt sich Emmerich wenig Zeit für die Psychologie seiner Hauptfigur, und so äußern sich die Seelenqualen des Earls vornehmlich in seiner wirrer Frisur nach durchgeschriebenen Nächten, Streit mit seiner Frau und Mord – schließlich soll das ganze Shakespearesche Ausmaße haben. Dem größten Poeten aller Zeiten hätte man ein bisschen mehr Gefühl gewünscht.