Erst unterschätzt, dann sehr geschätzt
Wer klassische Musik liebt, kommt um die Werke von Anton Bruckner nicht herum. „Anton Bruckner - Das verkannte Genie“ sagt, warum das so ist.
Die Meisten von uns kennen das Gefühl nicht: ihrer Zeit voraus zu sein. Genialität mit prophetischem künstlerischem Output wird einem zu Lebzeiten selten zugesprochen, selbst dann, wenn man ein prophetischer Künstler mit einem künstlerischem Output ist, den die Welt so noch nicht kannte. Der Komponist Anton Bruckner wurde zu seinen Lebzeiten von seinen Zeitgenossen nicht als genial erkannt, im Gegenteil. Der 1824 geborene und 1896 gestorbene Österreicher wurde angefeindet und gerade wegen seiner Sinfonien für einen Kauz gehalten. Na gut: Den größten Orgelspieler seiner Zeit sah man in Bruckner schon – aber das ist ja so, als hätte man Beethoven nur für sein Klavierspiel geschätzt oder Mozart ausschließlich für seinen Kanon „Bona mox! bist a rechta Ox!“
Nein, Bruckners Werke, vor allem die geringgeschätzten Sinfonien, leiten einen direkt ins 20. Jahrhundert. Gustav Mahler hätte ohne Bruckner das „h“ aus seinem Namen streichen und einen Anstreichbetrieb aufmachen können, Arnold Schönbergs Zwölftonmusik hätte den Tonumfang einer Maultrommel.
Der Dokumentarfilm „Anton Bruckner – Das verkannte Genie“ möchte die damals und vielleicht teils auch noch heute herrschende Fehleinschätzung korrigieren und taucht ein in das Leben des Wahl-Wieners. Der Film lässt Dirigenten wie Sir Simon Rattle, (Musik)Wissenschaftler und Biografen zu Wort kommen und bietet die Möglichkeit, sich in Ausschnitten aus dem Bruckner-Zyklus von Valery Gergiev mit den Münchner Philharmonikern einen Einblick zu verschaffen in die Virtuosität des Komponisten.
„Anton Bruckner – Das verkannte Genie“ läuft jetzt im Kino.