„Arcadia“: Die Diktatur des Wohlergehens will nur das Beste
Auf One und in der ARD-Mediathek wird die Serie „Arcadia“ gezeigt, die in einer postakolytischen Diktatur gleichgeschalteter Menschen spielt.
„Arcadia“: Dystopischer Thriller auf One und in der ARD-Mediathek
Pieter Hendriks ist schon älter und der Enkel eines der Gründer der Gemeinschaft Arcadia, die sich nach einer großen Katastrophe bildete. Auf der Hochzeitsfeier einer seiner Töchter hält Hendriks gerade eine Rede, als eine größere Einheit Polizisten unter der Leitung des Regulators Simons auftaucht und seine gesamte Familie festnimmt. Wie diese Gesellschaft Arcadia zusammengehalten wird, welche Ziele sie hat und welche Mittel sie dafür einsetzt, aber auch, wie die Regeln gebrochen werden: Davon handelt die gleichnamige Serie, eine Koproduktion von öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten Belgiens, der Niederlande sowie WDR und SWR.
Was genau vor Generationen geschehen ist, wird in der ersten Folge des Sechsteilers „Arcadia“ (auf One und in der ARD-Mediathek) noch nicht offenkundig. Auf den Straßen bewegen sich noch immer alte Dieselbusse, die heute fast schon überall ausgemustert wurden. Telefoniert wird mit Handys, die aussehen wie die Knochen von Nokia Anfang der 2000er, und irgendwo in einem versandeten und ausgetrockneten Flussbett außerhalb der Zivilisation liegt ein Boot: So viel zum Status quo von Technik und Mobilität in einer Gesellschaft, die von einer sehr großen Katastrophe heimgesucht worden ist.
Die Gesellschaft wird mit den Mitteln einer Diktatur zusammengehalten, die sich gegen das Individuum richtet. Jeder Mensch bekommt einen Chip in die Hand implantiert, der alles erfasst: vom Essen über den Sport bis hin zum für die Gesellschaft dienlichen Verhalten. Das Ergebnis ist ein Score, der die Hierarchie in Beruf und Gesellschaft bestimmt. Der eingangs schon erwähnte Pieter Hendriks mochte sich nicht damit abfinden, dass die Scores seiner Frau Cato und seiner vier Töchter Milly, Alex, Luz und Hanna unter den Wert 8 sinken könnte, und manipulierte den Alghoritmus, der den Score errechnet. Nach der Verhaftung des Vaters und seiner Deportation in die unwirtliche Außenwelt fällt der Score aller Familienmitglieder, berufliche wie auch private Konsequenzen folgen, die Einschnitte sind gewaltig. Der Kampf gegen die Degradierung aber wird zur Lebensaufgabe innerhalb der Familie, die zudem stark zerstritten ist, während Regulator Simons am liebsten die gesamte Familie in die Verbannung schicken möchte, weil er an der Mittäterschaft aller Frauen glaubt.
Die Serie „Arcadia“ ist nach der Sichtung der ersten Folge auf positive Art undurchschaubar: Alle Hauptcharaktere scheinen noch Gemeimnisse zu bewahren und eigene Interessen zu verfolgen, auch die diktatorischen Mechanismen in der Gesellschaft der Postakolypse werden in Form glaubwürdiger Protagonisten aufgezeigt, zudem ist der Grundton der Serie auf entspannte statt aufpeitschende Art bedrohlich. Da ist noch einiges zu erwarten.