Arnaldur Indridason: Duell
Die Frage ist: Was ist die Frage? Geht es um den ermordeten Jungen im Kino? Um die Schachweltmeisterschaft 1972 in Reykjavik? Um Bobby Fischer? Boris Spasski? Den Konflikt zwischen den USA und der UdSSR? Oder geht es darum, wer Marian Briem oder vielleicht gar was Marian Briem ist? Denn spannender – und im Gegensatz zur Krimihandlung ungelöst – ist die Genderfrage. Man erfährt so einiges über Marian Briem, über Briems Vergangenheit, die Familien- und Krankheitsgeschichte über die Geschichte der Tuberkulose in Island generell.
Was man nicht erfährt, ist, ob Marian Briem nun Mann oder Frau ist. Und genau auf diesen Umstand wird der Leser auch mehrfach hingewiesen. Ob Marian ein Mädchen- oder ein Jungenname sei, wird gefragt. Ob der Angesprochene schon mal eine Person getroffen hätte, von der er nicht hätte sagen können, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte.
Dieser erste Auftritt Marian Briems macht Lust, die Abenteuer von Kommissar Erlendur, der am Ende dieses Buches als Nebenfigur auftaucht, noch mal zu lesen. Denn Briem wird Erlendurs Mentor werden. Oder doch Mentorin? Der Fall um den toten Jungen ist übrigens Nebensache, langatmig und langweilig. Die Frechheit der Frage, das Infragestellen des als gesichert geltenden, die Verunsicherung des Lesers – ist genau das nicht.