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Arsch hoch!

Nathan Willett will seine Zuhörer aus der Lethargie reißen. Doch der Sänger der Cold War Kids hat auch mit den eigenen Schweinehunden zu kämpfen.Interview: Steffen Rüth

Nathan, worüber genau beklagst du dich in „Complainer“, dem ersten Song eures Albums „New Age Norms 1“?

Nathan Willett: Der Song ist mein poetischer Aufruf an die Leute – und da schließe ich mich persönlich mit ein –, den Arsch vom Sofa zu bekommen und sich zu engagieren. Sei es politisch, sei es fürs Klima, sei es fürs Tierheim oder den Obdachlosen, der nachts bei dir im Hauseingang pennt. Auch kleine Taten können immense Effekte auf das Leben von Menschen haben. Wir sollten uns von den Medien nicht einreden lassen, dass die Welt untergeht.

Hat auch das nach dem US-amerikanischen Unabhängigkeitstag benannte „4th of July“ eine gesellschaftliche Aussage?

Willett: Yeah, noch so ein Stück, das auf dem Seil der politischen Botschaft balanciert. Für uns Amerikaner hat der 4. Juli unendlich viele Implikationen. In dem Song personifiziere ich das Land und fordere es auf, nicht so arrogant, selbstzufrieden und diskriminierend zu sein, wie das seit geraumer Zeit der Fall ist. Gleichzeitig spanne ich das Seil zu mir selbst – auch ich muss mir immer wieder einhämmern, nicht überheblich oder arschig zu werden, nur weil meine Band auch nach 15 Jahren immer noch mehr Leute anlockt.

Wer braucht den kräftigeren Tritt – du oder das Land?

Willett: Oh Mann, ich bin ganz sicher in einem besseren Zustand als die USA als Ganzes. Das ist auch nicht schwer, oder?

Cold War Kids haben anfangs im weiteren Sinne Indiebluesrock gemacht. „New Age Norms 1“ ist eine Platte, die stark in Richtung Soul und Funk geht, man ist manchmal gar geneigt, an Bruno Mars zu denken. Warum habt ihr euch neu erfunden?

Willett: Für mich hat diese Entwicklung nichts Aufgesetztes, wir wussten schon immer einen geilen Groove zu schätzen. Außerdem ist der Plan, dass wir eine Trilogie herausbringen. Wir wollen unsere drei „New Age Norms“-Episoden schnell hintereinander raushauen, dafür sind die einzelnen Alben ziemlich kurz, dieses hat ja nur acht Songs und ist nach 24 Minuten zu Ende. „1“ ist bewusst produzierter und poppiger gemacht. „2“ soll stärker nach Band klingen, und bei „3“ wissen wir es selbst noch nicht. Wir sind eine Band, die durch die Musikstile gleitet wie das Messer durch die Butter.

Die sehr elegante Pianoballade „Beyond the Pale“ sticht heraus. Was hat es mit dem Song auf sich?

Willett: Ein schlichtes, feines Lied. Wir haben es mit Mikky Ekko geschrieben. Von ihm stammt auch „Stay“, mein Lieblingslied von Rihanna. Der Song handelt von der Suche nach Intimität in der Fremde: Man ist als Musiker oft so weit weg von der Familie und dem Zuhause, und dann passieren immer wieder Momente, in denen es bis zur Untreue nicht mehr weit ist.

Bisher hast du widerstehen können?

Willett: Ja. Und doch macht mich der Gedanke ziemlich nervös, dass es einmal nicht so sein könnte.

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