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Hilary Swank auf dem Weg zum Mars

Netflix zeigt mit „Away“, wie eine Reise zum Mars aussehen könnte. Viel Drama und wenig technischer Schnickschnack bestimmen die Serie.

Wer dieser Netflix-SciFi-Serie um die erste bemannte Mars-Expedition eine Chance geben will, darf sich nicht vom oben geposteten Trailer beinflussen lassen. Dort sind alle Tränenszenen der ersten vier Folgen zusammengeschnitten, angereichert mit emotionalem Bombast – ob privater, nationalistischer oder wissenschaftlicher Art. Dabei hat „Away“ mit Hilary Swank in der Rolle der Komandantin einen bodenständigen Realismus aufzuweisen. Die SciFi-Serie ist nur in naher Zukunft angesiedelt. Klar, in dieser nahen Zukunft gibt es in Wirklichkeit noch keine Mission zum Mars, höchstens unbemannte – geschenkt. Und doch ist es schön, wenn „Away“ den Ball flach hält, sobald es darum geht, technischen Schnickschnack zu präsentieren. So hat man mit sechs Monaten Flugdauer zum Mars einen mittleren der aktuell gehandelten Werte gewählt. Voraussetzung aber ist eine voll funktionstüchtige, riesige Mondbasis, von wo aus die Rakete startet.

„Away“: Wie reagiert der Körper auf Schwerelosigkeit?

Vor allem aber: An Bord des Raumschiffs werden Probleme durchdekliniert, die so trivial sind, dass sie nur aus der Realität kommen können. Die Aktivierung des Epstein-Barr-Virus’ im Körper eines Astronauten gehört genauso dazu, wie die Ablösung von Hautfetzen am Körper, bedingt durch die Schwerelosigkeit. Oder das Nachlassen der Sehkraft. Vor allem aber ist „Away“ eine Dramaserie, die sich dem widmet, was der Titel verspricht: Wie verhalten sich Menschen weit draußen im Weltall, eingesperrt in eine Blechdose? Die ihnen nahestehenden Menschen immer seltener sprechend bis hin zur völligen Einstellung des Video- und Funkverkehrs? Und wie verhalten sich die Menschen zu Hause?

„Away“: Politisch korrekte Zusammenstellung des Fünferteams

„Away“ widmet sich diesen Themen ausführlich und bringt den Zuschauern die Charaktere des Fünferteams nahe. Bei der Zusammenstellung der Raumschiffbesatzung ging man politisch mehr als korrekt vor: Der Russe Misha Popov ist der Erfahrenste an Bord, sein Misstrauen gegen die Kommandantin Emma Green scheint sexistischen Ursprungs zu sein, doch ist es wirklich so? Die Chinesin Lu Wang ist in Bezug auf Green einer Meinung mit Popov und agitiert ebenfalls gegen ihre Vorgesetzte. Dr. Kwesi Weisberg-Abban ist Brite aus Ghana, die Stimmungskanone an Bord ist absolut loyal gegenüber Green, genauso wie Ram Arya, US-Bürger mit indischen Wurzeln. Man sieht: Hier ist noch eine interessante Gruppendynamik zu erwarten.

„Away“: Feministische Positionen bestimmen den Beginn

Vor allem aber dominiert zu Beginn die Frage: Ist Emma Green erfahren genug, die Mission zu leiten? Nach einem schweren Fehler auf dem Flug von der Erde zum Mond steht Green in der Kritik, wird aber von ihren Nasa-Vorgesetzten entschieden gegen Kritik aus Russland und China verteidigt und muss sich bereits kurz nach dem Start vom Mond beweisen, als beim Ausfahren der Solar-Panels ein technischer Defekt beinahe die ganze Mission zum Scheitern bringt. Gleichzeitig verlässt Green ihre Familie in einem Moment, als diese am schwächsten ist. „Away“ ist damit auch eine Ansage gegen die Ideologie von einer noch immer für die Reproduktion zuständigen Frau. Dass die Serie genau hier nicht zimperlich ist, muss man ihr hoch anrechnen.

„Away“. Wie sieht eine Mars-Mission überhaupt aus?

Für Sci-Fi-Fans aber steht natürlich nur eine Frage im Vordergrund: Worauf muss man sich einstellen, wenn Menschen für drei Jahre durch die unendlichen Weiten fliegen? Welche Dramen, welche Probleme, welche Verluste kommen auf die Menschen zu, die für lange Dauer ihren Heimatplaneten verlassen? Wer SciFi-Filme aus der Vergangenheit anschaut, weiß: Kaum etwas trifft so ein, wie es vorhergesagt wurde. Man sollte also auch hier den Ball flach halten. Doch dieser Aspekt war zum Glück noch nie wichtig bei der Beantwortung der Frage, wie gut denn nun ein Film ist.

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