Ayub Khan-Din
Anfang der Siebziger im Norden Englands: Die Söhne der Khan-Familie lehnen sich auf gegen das Regime des pakistanischen Vaters, rebellieren gegen die ihnen fremden Traditionen und wollen nur eins sein: englisch. Im Film „East is East“ (Start: 18. 5.) hat Drehbuchautor Ayub Khan-Din die Erlebnisse seiner eigenen Kindheit verarbeitet.
city.mag: Mr. Khan-Din, Konflikte in der Familie sind eine ernste Sache, der Sie mit Humor begegnen. Ist „East is East“ eine Komödie?
Ayub Khan-Din: Niemand kann den Film mit einem Etikett versehen. Ich meine, er ist eine schwarze Komödie. Er ist so, wie wir Kinder aufwuchsen: All diese Situationen, selbst, wenn sie noch so hart waren, überlebten wir durch unseren Humor. Wir lachten über die dunkle Seite des Lebens. Wenn ich eine Botschaft rüberbringen will, benutze ich Komik: Die Leute lachen, und die Nachricht bleibt erhalten.
city.mag: Ihr Film erinnert an die Verfilmungen der Romane von Hanif Kureishi. Sehen Sie sich in der gleichen Tradition?
Khan-Din: Nein, gar nicht, denn ich schrieb den ersten Entwurf zu „East is East“ schon vor 15 Jahren, lange bevor „Mein wunderbarer Waschsalon“ rauskam. Aber Hanif baute viele Barrieren ab, er zerstörte Klischeefiguren, von denen die Engländer glaubten, die Asiaten wären so. Bei ihm konnte man zum ersten Mal hinter die Kulissen einer asiatischen Familie in England sehen.
city.mag: „East is East“ spielt in den Siebzigern. Ist die Problematik überhaupt noch aktuell?
Khan-Din: Ja, denn die Leute, die damals mit dem Finger auf meinen Vater zeigten und sagten: „Sieh, was mit deinen Kindern passiert, wenn du eine Engländerin heiratest – sie wachsen auf ohne Kultur“, die haben heute die gleichen Probleme. Denn ihre Kinder wachsen in England auf und rebellieren gegen die traditionellen Werte. Dieser Film ist kein Film über Religion – die Kinder haben kein Problem damit; es ist ein kulturelles Problem. Obwohl der Vater eine Engländerin heiratete, erlaubt er seinen Kindern nicht, dieselbe Wahl zu treffen, denn da, wo er herkommt, wird getan, was der Vater will. Das ist ein universelles Problem, ein Generationsproblem.
Interview: Birgit Slomski