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B.J. Novak: Cornflakes mit Johnny Depp

Wie sehr sich die Gesellschaft doch verzehrt, nach Wunderkindern und Tausendsassas, die vorzugsweise auch optisch etwas hermachen, so dass man auf der nächsten Soirée nur das jüngste Erzeugnis des kreativen Superhirns du jour loben muss, um allgemeine Zustimmung zu ernten. B. J. Novak ist auf dem besten Wege, zum nächsten Konsensthema derjenigen zu werden, die sich beim Martini gegenseitig ihre Kulturaffinität versichern: Der 35-Jährige hat einen Abschluss cum laude von Harvard, erhielt zwei Emmys für seine Autorentätigkeit bei der US-Adaption der Serie „The Office“, in der er überdies mitspielte, und hat außerdem kleine Filmrollen vorzuweisen, darunter eine in Tarantinos „Inglorious Basterds“.

Auch Novaks Kurzgeschichtenband „Cornflakes mit Johnny Depp“ lässt sich bestens während der Wartepause an der Bar besprechen – und eben darin liegt dessen Problem. Denn die in wohlverdaulicher Länge dargereichten Erzählungen bergen zuweilen zwar einen gewissen Witz, bringen diesen aber so aufwandsarm an den Mann, dass der Reiz der Lektüre schnell verfliegt. Es mag eine Angewohnheit von Stand-up-Comedians sein – auch als solcher verdingte sich Novak nämlich bereits –, sich die Themen aus dem Pool des Alltäglichen und allseits Bekannten zu fischen, und so werden Floskeln, bekannte Persönlichkeiten und popkulturelle Formate von Novak durch den Wolf gedreht. Dies gewährleistet einerseits, dass ein breites Publikum andocken und „Ja, stimmt, genau so ist es!“ rufen kann – andererseits verleiht eben dieser Umstand Novaks Geschichten den Charakter von Binsenweisheiten und Kalendersprüchen.

Einen ausgeformten literarischen Stil lässt Novak vermissen, jeglicher Formwille scheint dem unbedingten Zwang hintan zu stehen, die den Geschichten zugrundeliegenden Ideen zu Papier zu bringen. Man kann sich förmlich vorstellen, wie Novak von einer noch so kleinen Erkenntnis durchzuckt wird und es ihn drängt, diese umgehend zu verschriftlichen. Hier taugt scheinbar jede Gedankenspielerei zur Story. Auch wenn die ins Absurde überhöhte Ausgestaltung einiger Geschichten durchaus von Originalität zeugt – die Pointen tun es nicht. „Cornflakes mit Johnny Depp“ wirkt wie nebenbei geschrieben, und ebenso liest es sich auch. (lan)

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